Eine Mischung aus wirtschaftlicher Erfolgsgeschichte im England des 19. Jahrhunderts und Mystery-Krimi – das ist Diane Setterfields missratener Roman „Aufstieg und Fall des Wollspinners William Bellman“.
Die Titelfigur ist ein Wunderknabe, was den Aufbau und die erfolgreiche Weiterentwicklung von Firmen angeht. Im ersten Teil führt er eine Wollspinnerei zu unsagbaren wirtschaftlichen Höhenflügen, im zweiten macht er dasselbe mit einem Warenhaus für Trauerartikel.
Für seine Familie, bestehend aus einer Frau und vier Kindern, interessiert er sich dagegen kaum.
Doch über seinem Leben liegt ein Schatten: Weil Klein-Willy als Kind eine Krähe mit einer Steinschleuder totgeschossen hat, ist er fortan stets von dunklen Mächten umgeben. Was die genau wollen, beziehungsweise inwieweit sie sich überhaupt auf sein Leben auswirken, bleibt unklar.
Hauptproblem dieses gänzlich humorfreien Romans ist das fehlende Timing. Die 1964 geborene britische Autorin verwendet hunderte von Seiten auf Williams Treiben in seinen verschiedenen Firmen. Und weil seine Entscheidungen immer goldrichtig und großartig sind, ist dieser Aspekt des Buches vor allem eines: stinklangweilig.
Anderes dagegen, wie der Tod gleich mehrerer Kinder, wird lapidar abgehakt – so als sei der Text hier lediglich eine kurze Inhaltsangabe von Geschehnissen, die noch weiter ausgeführt werden sollten.
Für den Leser erschwerend hinzu kommt, dass William ausgesprochen unsympathisch ist, sodass man sich irgendwann zu fragen beginnt, warum man mit dieser Figur eigentlich seine Lesezeit verbringt.
Das Geraune um die dunklen (Krähen-)Mächte wirkt zumeist eher unfreiwillig komisch als sonst irgend etwas.
Diane Setterfield: Aufstieg und Fall des Wollspinners William Bellman.
Blessing, November 2014.
400 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.