Eine Warnung für alle Puristen vorweg: ja, die Hunde werden vermenschlicht. Das ist so bei Fabeln, auch bei längeren. Alle, die sich darauf einlassen können, erwartet eine wunderschöne Geschichte über die Ewigkeit der Liebe.
Das Leben kann grausam sein, wer wüsste das besser als die einäugige Hündin Narbe, die auf einer Müllkippe lebt und auch dort aufgewachsen ist. Sie hat ihre Geschwister sterben sehen, hat Kämpfe verloren und wurde von ihrer Familie ausgestoßen. Aber sie lebt. Eines Tages verirrt sich der Rüde Max auf Narbes Müllkippe. Er ist so ganz anders als die Hunde, die sie kennt. Er lässt sich von Menschenkindern beinahe töten, anstatt sie einfach anzugreifen. Er ist schwach? Narbe beschließt, ihm zu helfen und gemeinsam machen sie sich auf den Weg zurück zu Max zuhause, dass er irgendwie verloren hat.
Die beiden so unterschiedlichen Hunde lassen sich aufeinander ein, erkennen Schwächen als Stärken. Aber irgendetwas ist seltsam. Max träumt von vergangenen Leben, in denen er ebenfalls Narbe kannte und liebte und immer, immer, immer sind sie beide von dem gleichen Menschen getötet worden. Seit Jahrhunderten. Sind das wirklich nur Träume oder steckt mehr dahinter? Narbe kann sich nicht vorstellen, dass man einem Menschen vertrauen kann, sie versteht Max nicht, der sich so sehr danach sehnt, seine Familie wieder zu finden. Aber sie versucht ihr Bestes. Gerade als sich die Situation etwas entspannt, taucht der Mensch aus Max Träumen auf – und er will sie beide wieder töten.
Stellenweise ist das Hörbuch grausam, deswegen für Kinder nicht wirklich geeignet. Aber in all der Grausamkeit stecken auch viele Botschaften. Über Freundschaft, über Liebe, über Vertrauen. Und auch über die Sinnlosigkeit eines jahrhundertelangen Hasses, über Opferbereitschaft und über Erlösung. Eine tolle Geschichte, die den Zuhörer von Anfang an in ihren Bann zieht. Trotz aller Grausamkeit eine Beruhigung für Tierliebhaber: Der Autor ist selbst Hundebesitzer. Das macht das Ende ein ganz klein wenig süßlich, aber hey: Ich hätte die Alternative nicht haben wollen.
David Safier: Die Ballade von Max und Amelie, gelesen von Jodie Ahlborn und Vanida Karun.
Argon Verlag, November 2018.
6 CDs, Gekürzte Fassung, 7 Stunden.
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.