In einem kleinen Dorf in Galicien treibt ein Werwolf sein Unwesen – wer solche Themen mag, der sollte zu David Monteagudos „Wolfsland“ greifen.
Eine Serie von Frauenmorden, die sich immer in der Vollmondnacht ereignen, erschüttert das Dorf Brañaganda. Die Bewohner glauben schnell an einen Werwolf. Nur der Waldhüter Enrique, verheiratet mit der Dorfschullehrerin und verantwortungsbewusster Familienvater, versucht, Vernunft in die Aufklärung der Morde zu bringen. Doch dann fällt der Verdacht ausgerechnet auf ihn selbst. Könnte er etwa der gesuchte Werwolf sein, ohne es selbst zu wissen?
Auch zeigt sich im weiteren Verlauf des Romans, dass Enrique nicht ganz so integer und seriös ist, wie es nach außen scheint.
„Wolfsland“ ist gut geschriebene phantastische Literatur, die rein gar nichts mit dem Trash zu tun hat, der ansonsten oft in diesem Genre anzutreffen ist. Angenehm: David Monteagudo, der die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Enriques ältestem Sohn erzählt, führt das Element des Unheimlichen nicht mit dem Holzhammer ein, sondern ganz sacht. Auch der Leser weiß zunächst nicht, ob es tatsächlich einen Werwolf in Brañaganda gibt.
Durch den gesamten Roman zieht sich eine eigentümliche, klaustrophobische, düstere und dichte Atmosphäre, die gut zum Thema passt. Man spürt die Armut und Schroffheit der Menschen, die Undurchdringlichkeit der Wälder, die nächtliche Kälte und fühlt sich fast selbst in dem Dorf und gefangen. Die Spannung steigt, je weniger die Dorfbewohner gegen die Bestie ausrichten können.
Der 1962 geborene spanische Autor David Monteagudo wurde Anfang 2012 mit seinem später auch verfilmten Roman „Ende“ in Deutschland bekannt, ein Werk, das ebenfalls Horror-Elemente aufweist und durchgängig eine ganz eigene Atmosphäre bewahrt.
David Monteagudo: Wolfsland.
Rowohlt, Januar 2015.
272 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,95 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.