Daphne Niko: Der zehnte Heilige

heilSarah Weston stammt aus einer der alt-eingesessenen Adelsfamilien Englands. Statt ihr Leben aber in edlem Zwirn gekleidet auf Abendgesellschaften und in der Oper zu verbringen, hat sie sich entscheiden, den überkommenen Traditionen zu entsagen, und etwas Sinnvolles zu tun.

In Cambridge hat sie Archäologie studiert, jetzt gräbt sie im Auftrag und finanziert durch die Unesco in Äthiopien nach Relikten des Königreichs von Aksum.

Als sie einem Hinweis folgt und versteckt in den Bergen ein versiegeltes Grab findet ahnt sie nicht, dass sie damit einer weltweiten Verschwörung auf die Spur kommt.

Gemeinsam mit ihrem Kollegen, dem Anthropologen Daniel Madigan untersucht sie die Mumie und die im Grab aufgefundenen Inschriften.

Dass der Verstorbene aus dem 5. Jahrhundert stammt passt zu dem Sarg, die Kunststoffzahnfüllung der Leiche stellt sie vor ein Rätsel.

Zunächst jedoch gilt es, die schriftlichen Überlieferungen zu entziffern.
Über Addis Abeba führt ihr Weg sie ins Kloster von Lalibela, in dessen unterirdischer Bibliothek sie die Prophezeiung des zehnten Heiligen über den Untergang der Erde entschlüsseln kann. Dass sie von skrupellosen Verbrechern gejagt wird, dass sie gefoltert und ermordet werden soll zeigt nur, dass an den Prophezeiungen etwas dran sein muss. Es gilt, die Vernichtung der Erde aufzuhalten, auch wenn Sarah dies ihre Karriere, ihr Glück ja ihr Leben kosten kann …

Daphne Niko, wie sich die gebürtige Griechin mit Wohnsitz in Florida nennt, hat inzwischen drei Romane um Sarah Weston veröffentlicht.

Vorliegender Auftakt der kleinen Reihe lebt neben der dramatisch und packend aufgezogenen Handlung in erster Linie von den sehr plastisch und realistisch beschriebenen Handlungsorten. Hier kommt der Autorin zupass, dass sie viel gereist ist, die Handlungsorte aus eigenem Erleben kennt und dieses Wissen ihren Lesern auch vermitteln kann. Während sie lange Jahre im nahen und mittleren Osten aber auch in Nordafrika verbracht hat, konnte sie nicht nur die Lebensweise der Beduinen und Nomaden kennenlernen, sie hat auch deren Lebensphilosophie verinnerlicht und in ihren Roman einfließen lassen.

Der Waschzettel stellt vorliegenden Roman in einen Kontext zu Dan Browns Thrillern, liegt damit aber gänzlich falsch.

Niko wandelt ganz auf eigenen Pfaden, verbindet sorgfältig recherchierte geschichtliche Fakten mit der Warnung vor einer glaubhaften Bedrohung der Menschheit und reichert das ganze mit skrupellosen Verbrechern an.

Das liest sich sehr spannend und temporeich, punktet mit einer glaubwürdigen Protagonistin, der nicht alles zufällt, sondern die für Erkenntnisse, wie Fortschritte kämpfen muss.

Zunächst ist die Anlage über zwei Handlungsstränge – neben Sarah Weston begleiten wir in einem zweiten Plot den zehnten Heiligen in dessen Leben im Altertum – etwas gewöhnungsbedürftig, ahnen wir doch zunächst nicht, wie diese beiden Stränge letztlich miteinander verbunden sind. Im Verlauf der Handlung verbinden sich diese logisch zu einem faszinierenden Rätsel, das Actionszenen ebenso einschließt, wie archäologische Geheimnisse und einer eindringlichen Warnung davor, unseren Lebensraum zu vernichten. Das ist bestes, aktuelles Abenteuergarn das Appetit auf mehr weckt.

Daphne Niko: Der zehnte Heilige.
Luzifer Verlag, November 2015.
400 Seiten, Taschenbuch, 13,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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