NewYew, eine New Yorker Firma, die ursprünglich Krebsmedikamente hergestellt hat, inzwischen aber auf Kosmetika setzt, will eine neue Hautcreme entwickeln. Das gelingt dem Chefchemiker Lyle Fontanelle und seiner Assistentin Susan besser, als sie sich das jemals vorgestellt hätten. Eigentlich sollte die Antifalten-Creme nur den Körper anregen, eigenes Collagen zur Faltenauffüllung zu produzieren. Stattdessen kopiert schon eine winzige Portion der Creme, irgendwo auf die Haut aufgetragen, die komplette DNA desjenigen, der die Creme zuletzt berührt hat, auf den neuen Träger. Das bietet ungeahnte Möglichkeiten. Für den einen zur Heilung aller Krankheiten, für den anderen die Möglichkeit zum Wunschkörper, für alle NewYew vor allem die Möglichkeit zu unendlich viel Geld. Sie nennen das Produkt ReBirth und um dem schwierigen Genehmigungsweg auszuweichen, vermarkten sie es nicht als Medikament, sondern als simple Kräutercreme.
Dan Wells beschreibt herrlich, wie die Welt durch Egoismus, Angst und Gier in nicht mal 300 Tagen untergeht. Das ist jetzt kein Spoiler, das steht bereits über Kapitel 1. Eigentlich liegen die Möglichkeiten und Gefahren von ReBirth völlig klar auf der Hand, aber die Führungscrew von ReBirth, das Militär, jede Regierung und natürlich die Konkurrenz wollen das Zeug trotzdem haben und benutzen. Und viele Menschen wollen es auch einfach für sich haben. Da wird an nahezu jeder Stelle eigennützig und kurzsichtig gedacht und damit die Welt Tag für Tag näher an den Untergang geführt. Denn das letzte Kapitel hätte man sich eigentlich denken können, zumindest hätte man darauf mal irgendwann in dem ganzen Entwickeln und Kopierversuchen mal drauf testen sollen.
Entstanden ist ein Pageturner, den man nicht mehr aus der Hand legen mag. Ja, er ist böse, richtig böse und thematisiert unser verdrehtes Schönheitsbild ebenso wie unsern Umgang miteinander. Aber er macht auch richtig, richtig Spaß.
Science-Fiction (mit einem echt großen Science-Anteil), Polit-Thriller, Dystopie und voller bissigem Humor. Unbedingte Leseempfehlung
Dan Wells: Die Formel.
Piper, Mai 2018.
528 Seiten, Taschenbuch, 16,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.