Die Protagonistin Vivian arbeitet bei der CIA als Spionageabwehr-Analystin. Durch akribischen Fleiß hat sie einen Algorithmus entwickelt, mit dessen Hilfe sie russische Spione enttarnen will. Doch als es ihr schließlich gelingt, sich in das Programm eines russischen Agentenbetreuers einzuloggen, macht sie eine schreckliche Entdeckung: Nachdem sie eine Datei mit fünf Schläfern geöffnet hat, erblickt sie auf einem der Fotos ihren Mann Matt und all ihr Enthusiasmus macht einer kalten Angst Platz. Alles, wofür sie sich eingesetzt und gearbeitet hat, scheint urplötzlich zunichte zu sein. Mehr noch, die Struktur ihrer Ehe und der gesamten Familie gerät ins Wanken. Basiert ihre Ehe, ihr Familienleben auf einer Lüge? – Matt gibt Vivians Verdacht unumwunden zu.
Das Dilemma für Vivian könnte nicht perfider sein. Soll sie ihren Mann enttarnen und damit gleichzeitig ihr eigenes und das Leben ihrer Familie, alles was sie hat und liebt zerstören? Was würde aus den vier Kindern werden, wenn sie ohne den liebevollen Vater aufwachsen müssten? Das Haus, die soziale Absicherung, die Krankheit des kleinen Caleb… – nichts mehr wäre abgesichert. In ihrer Panik und Verzweiflung gibt Vivian geheime Informationen weiter und bringt so einen Stein ins Rollen, der auch sie selbst immer mehr in die Enge treibt. Ein nicht mehr enden wollender Albtraum peitscht sich durch die Seiten und die nervliche Anspannung Vivians lässt beim Lesen mitfiebern.
Geschickt streut die Autorin Zweifel und manövriert die Handlung mit Rückblenden und dem nie abfallenden Spannungsbogen bis ans Ende. Einzig das letzte Kapitel hätte bis auf wenige erläuternde Sätze gekürzt und der Epilog hätte ganz gestrichen werden können.
Fazit: Gut geschriebener psychologischer Thriller, der ohne schrille Gewalthandlungen oder Vulgärsprache auskommt.
Die Autorin Karen Cleveland arbeitete acht Jahre als Analystin für die CIA und weiß, wovon sie schreibt. Kein Wunder, dass Wahrheit gegen Wahrheit sofort auf der New York Times-Bestenliste landete.
Karen Cleveland: Wahrheit gegen Wahrheit.
btb, April 2018.
352 Seiten, Taschenbuch, 12,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.