Dreizehn Kurzkrimis versammelt Christine Brand in ihrem Buch „Späte Rache“ und ein jeder davon ist eine kleine literarische Perle. Ob nun drei Damen wie jeden Monat gemeinsam zum Wandern aufbrechen und nur zwei lebend zurückkommen, ob es um ein mörderisches Klassentreffen mit Gruseleffekt geht oder ob jemand an einer Überdosis Ameisensäure verstirbt, die Fälle sind allesamt kurios und spannend zu lesen. Ein toter Chefredakteur einer großen Zeitung ist gar nicht der Chefredakteur, denn der Mörder löst mit dem Mord gleich mehrere seiner Probleme. Jemand übt „späte Rache“ für die Misshandlungen, die ihm in seiner Kindheit widerfahren sind und ein anderer heiratet die falsche Frau, was ihm auf dem Weg in die Kirche bewusst wird und nach Jahren einen Mord nach sich zieht.
Christine Brand entwirft mit wenigen Sätzen Landschaften, Stimmungen und Schauplätze. Die Mordmotive ihrer Protagonisten kann man immer nachvollziehen. Manchmal allerdings gerät wegen einer Verwechslung ein Unschuldiger in das Fadenkreuz seines Mörders. Oft lässt die Autorin verschiedene Personen zu Wort kommen und skizziert so den Tathergang, einmal erzählt sogar das Opfer selbst, wie es zu Tode kam. Zwei Geschichten beruhen auf tatsächlichen Verbrechen, elf hat die Autorin sich ausgedacht.
Fazit: Ein gut lesbares Buch, abwechslungsreich gestaltet und spannend bis zur letzten Seite.
Christine Brand: Späte Rache. Kurzkrimis.
Atlantis, August 2024
Paperback, 20,46 €.
Diese Rezension wurde verfasst von Karina Luger.