Die US-amerikanische Schriftstellerin Christie Hodgen hat ein Herz für Loser. In ihrem lesenswerten Roman „Fünf Menschen, die mir fehlen“ porträtiert sie fünf von ihren Wegbegleitern, die mit dem Leben so ihre Schwierigkeiten haben – und das auf sehr einfühlsame und sympathische Weise.
Da ist der großspurige Onkel, der entgegen seiner eigenen Wahrnehmung vollkommen lebensuntüchtig ist und wenig auf die Reihe bekommt, dann der Klassenidiot, der später stirbt, weil er einen Benzintank mit dem Lötkolben reparieren wollte. Es folgt die redselige schwarze Kommilitonin, mit der sich die Ich-Erzählerin während des Studiums ein Zimmer teilt und die zwar gut aus der Hand lesen kann, sich aber rein gar nicht für ihr Studium interessiert. Außerdem hütet sie ein trauriges Geheimnis.
Später im Leben trifft die Erzählerin einen homosexuellen und hochintelligenten Bar-Pianisten, der heimlich eine große Symphonie komponiert. Nur mit den Menschen in seiner Umgebung kommt er nicht klar.
Der fünfte Mensch ist die eigene Mutter, die mehrere Ehemänner verschleißt und auch sonst ein recht sprunghaftes Gemüt hat. Allen fünf Menschen, die in fünf Kapiteln vorgestellt werden, ist gemein, dass sie viel zu früh zu Tode kommen.
Und obwohl immer eine andere Figur im Mittelpunkt steht, zerfällt das Buch nicht in fünf Teile, die ansonsten wenig miteinander zu tun haben. Immer geht es ja auch um das Leben der Ich-Erzählerin und ihre Beziehung zu Mutter und Schwester.
Es nimmt den Leser für die Autorin ein, dass sie über all ihre Wegbegleiter – und es handelt sich zum Teil um wirklich schräge Vögel, die ihr nicht immer Gutes wollen – immer voller Zuneigung und Wärme schreibt.
Christie Hodgen, die an der University of Missouri in Kansas City unterrichtet, wurdefür ihren Debütroman „Hello, I must be going“ und ihre Kurzgeschichtensammlung „A Jeweler’s Eye for Flaw“ unter anderem mit dem AWP Award for Fiction und dem Pushcart Prize ausgezeichnet.
Christie Hodgen: Fünf Menschen, die mir fehlen.
Knaus, Oktober 2014.
288, Seiten, gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.