
Die junge Buchhändlerin Frieda Wehlau erlebt die Bombennächte des 2. Weltkriegs, das Bangen um ihren geliebten Hans an der Front und die Entbehrungen der Nachkriegszeit in ihrer Heimatstadt Königsberg. Sie entdeckt dabei, wie Bücher und ihre Geschichten den Menschen auch in größter Verzweiflung neue Hoffnung schenken können.
Ich habe mir das Buch gekauft, weil meine eigenen Großeltern aus Ostpreußen stammen, ich gern mehr über diesen Landstrich und seine Menschen erfahren wollte und weil ich Bücher, genauso sehr wie die Titelheldin, liebe.
Hardinghaus schildert die ostpreußischen Landschaften so bildhaft, dass man die frische Meeresbrise beinahe auf der Haut spüren kann. Der Roman greift ein interessantes Thema auf und die Idee, in ausweglosen Zeiten in Büchern eine Zuflucht aus der harten Realität zu suchen und aus ihren Geschichten neue Hoffnung zu schöpfen, ist überaus charmant. Leider verschenkt der Autor, trotz einiger schön geschriebener Absätze, das in dieser Geschichte schlummernde dramatische Potenzial konsequent. Frieda ist ein kluges Mädchen (was vom vielen Bücher lesen kommt), aber vom ersten Moment an zu perfekt, um wahr zu sein. Die Dialoge sind für meinen persönlichen Geschmack zu glatt, was sie unnatürlich erscheinen lässt, den Lesefluss aber nicht unbedingt stört. Einige Szenen sind so konstruiert, dass nicht sehr realistisch wirken. Äußere Konflikte bleiben oberflächlich beschrieben, innere fast ausschließlich behauptet, sodass es der Geschichte an Tiefe fehlt. Das Cover des Buches ist ansprechend gestaltet und das Nachwort des, u.a. in Geschichtswissenschaften promovierten, Autors liefert sehr interessante weiterführende Informationen zur Situation im damaligen Ostpreußen.
„Das Rot in Herrmanns Gesicht hatte nun beinahe die Farbe der Tomaten des gegenüberliegenden Obsthändlers Karallus angenommen …“ S. 66
Eine leise Geschichte über den 2. Weltkrieg und die Kraft der Worte in einer dunklen Zeit.
Christian Hardinghaus: Die Buchhändlerin von Königsberg.
Piper, Mai 2025.
359 Seiten, Taschenbuch, 15,00 EURO.
Diese Rezension wurde verfasst von Antje Lehnert.