Cecy Robson: Bloodguard

Maeve ist als Prinzessin von Arrow die rechtmäßige Thronfolgerin, seit ihr Vater ihre Großmutter ermordet hat. Sie darf ihre Herrschaft aber nur antreten, wenn sie bis zu ihrem 21. Lebensjahr mit einem Adeligen verheiratet ist und die Adeligen im heiratsfähigen Alter, die keine machtgeilen Tyrannen sind, kann man leider an den Fingern abzählen. Als der einzige, der zumindest dumm genug ist, ihr keinen Ärger zu machen, schließlich mit ihr verlobt ist, lässt er sich in der Arena von einem Gladiator provozieren und stirbt in der Konfrontation. Maeve ist deshalb denkbar angefressen, hat aber schnell einen neuen Plan: Ein Gladiator, der den dritten Bloodguard-Kampf überlebt, wird selbst zum Adel erhoben und der Mörder ihres Verlobten ist kurz davor. Sie lässt ihm keine Wahl und beschließt, dass er sie zu heiraten hat – immerhin schuldet er ihr einen Verlobten.

Leith, der Gladiator, sieht diesen Plan sehr skeptisch, denn er vertraut keinem der Adeligen, die verantwortlich für das Spiel um Leben und Tod sind, das er Tag für Tag in der Arena spielen muss. Aber weil Maeve seine Chancen erhöht, seinen letzten Kampf zu überleben, stimmt er schließlich widerwillig zu.

Die beiden müssen ihren Plan gegen Intrigen und Verschwörungen verteidigen, denn die stellvertretenden Regenten von Arrow haben natürlich keinerlei Interesse daran, dass Maeve den Thron besteigt – und dann auch noch mit einem Gladiator an ihrer Seite!

Die Idee dieses Buches gefällt mir wirklich gut; sie ist klassisch und doch durch die dynamischen Charaktere irgendwie erfrischend. Leider ist aber die Gewalt hier so ausführlich geschildert, dass mir das Buch nicht wirklich gefallen konnte. Klar, es soll dargestellt werden, wie grausam die Gegner unserer Helden sind, aber dafür muss ich nicht so bildlich wissen, wessen Gehirnmasse an wessen Kralle klebt und welche Organe genau jetzt aus dem aufgeschlitzten Bauch fallen und durch den Sand geschleift werden. Und das sind nicht die drastischsten Beispiele. Eigentlich ist doch das Schöne am Lesen – gerade bei Fantasy – dass der Leser die neue Welt durch seine Fantasie betreten kann und bei einem guten Buch auch alles bildlich vor sich sieht. Eine allzu bildliche Beschreibung solcher Grausamkeit erstickt jede Fantasie im Keim. Ich möchte betonen, dass ich erfahrene Fantasy-Leserin bin und explizite Gewaltszenen zwar nicht so meins sind, mich hier aber durchaus nicht zum ersten Mal konfrontieren und ich deswegen klar differenziert feststellen kann, dass das hier einfach zu viel ist. Ab einem gewissen Punkt bringt es einfach keinen Spaß mehr; die explizite Gewalt nimmt einen überwältigenden Anteil der Geschichte ein.

Ich möchte der Handlung an dieser Stelle nichts absprechen; gerade in den letzten Kapiteln kann man das Buch schwer weglegen, weil es sehr spannend ist und auch die Charaktere von Leith und Maeve funktionieren großartig zusammen. Die mysteriösen Verschwörungen sind in ihrer Auflösung zwar nicht unbedingt überraschend, aber doch sehr gut und spannend gemacht und ohne die Gewalt wäre meine Empfehlung durchweg positiv gewesen. Es funktioniert aber eben nicht jeder Leser gleich und wer darauf steht, seitenweise ausgeführt zu bekommen, wie das Gewebe aus dem zerstochenen Auge des Drachen dem Protagonisten ins Gesicht spritzt, dem wird „Bloodguard“ sicher besser gefallen als mir. Ich bin immer eher auf der Seite der Drachen, was besagte Szene ziemlich qualvoll macht. Generell nichts für Vegetarier oder Menschen unter 18 Jahren, aber tolle Charaktere und spannende Handlung.

Cecy Robson: Bloodguard.
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Julian Müller.
Piper, Januar 2025.
608 Seiten, gebundene Ausgabe, 24,00 €.

Diese Rezension wurde verfasst von Isabella M. Banger.

Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..