Carmen Korn: Zeitenwende

Vier Hamburger Freundinnen wurden zu Beginn des letzen Jahrhunderts geboren, da hatte Deutschland noch einen Kaiser. Alle vier haben beide Kriege überlebt, wenn sie auch mehr oder weniger beschädigt daraus hervorgegangen sind, sie haben ihre Familien durch Inflation und Wirtschaftswunder gebracht und im letzten Band erleben sie die Zeit der Studentenunruhen, des Deutschen Herbstes, der Wiedervereinigung und auch den Jahrtausendwechsel.

Groß ist er geworden, der Freundeskreis, in dem man Freunde und Familie kaum noch auseinanderhalten kann. Das Buch setzt 1970 mit Henny Ungers 70. Geburtstag ein, es gibt alleinerziehende, erfolgreiche Mütter, die schwule Lebensgemeinschaft ihres Sohnes wird endlich legal. Trotzdem muss man sich um die Verwandtschaft noch jede Menge Sorgen machen. Da träumt die eine von einer Karriere als Kriegsreporterin, die andere lässt sich während des Studiums mit der RAF ein. Es sind die großen und kleinen Sorgen, die diese Trilogie ausmachen und die sie so liebenswert machen.

Jeder kann sich ausrechnen, dass nicht alle der Akteure der ersten Stunde dieses Buch überleben werden, die meisten sind schließlich Anfang des Jahrhunderts geboren. Deswegen ist der letzte Teil der Trilogie auch ein Abschiednehmen von lieb gewonnen Protagonisten. Das mach es ein klein wenig traurig, aber trotzdem lohnt sich auch dieser letzte Teil der Trilogie. Carmen Korn ignoriert die großen Ereignisse der Weltgeschichte natürlich nicht, aber es sind die kleinen Sorgen und Herrlichkeiten, die gerade dieses letzte Buch ausmachen. So entsteht nie der Eindruck, dass die Autorin Geschichtszahlen abhakt, sondern sie kommen immer nur zum Einsatz, wenn sie die vier Familien wirklich betreffen. Das ist angenehm unaufdringlich und trotzdem eine tolle Erinnerung an diese Zeit.

Unbedingt alle drei Teile lesen.

Carmen Korn: Zeitenwende.
Kindler, September 2018.
560 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.

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