Für Jule und Evelyn sollte es der Urlaub ihres Lebens werden. Nur die beiden 17-jährigen Mädchen, das Mittelmeer rund um Griechenland und die betörende Schönheit des Landes. Dann muss Evelyn ins Krankenhaus und Jule reist ganz allein und das, obwohl sie nur etwas 10 Worte Griechisch spricht. Dennoch klappt alles gut und Jule wird herzlich von ihrem Vermieter aufgenommen. Doch etwas an der griechischen Insel ist sonderbar, es scheint, als gebe es Geister. Die Wahrheit über die Geister offenbart sich Jule, als sie selbst in eine Bredouille gerät. Junge Flüchtlinge habe ihr Lager in den Dünen aufgeschlagen und halten sich dort versteckt. Jule ist verstört und schockiert über ihr unmenschliches Schicksal.
Antonia Michaelis ist eine weithin geschätzte Jugendbuchautorin, die stets einen poetischen, schönen Ton in ihren Romanen anschlägt und häufig Themen mit leichten mystischen, oft märchenhaften Elementen wählt. Bei „Grenzlandtage“, einem soziakritischen Roman für Jugendliche ab 16 Jahren wird ihr das schon fast zum Verhängnis. Die Sprache passt ganz oft nicht zu den beschriebenen Situationen, ausgemergelte, dreckige Flüchtlingsmänner sind strahlend schön und feengleich mit Glasperlenaugen. Trotzdem ist Michaelis‘ Roman immer wieder auch realistisch, aber das richtige Gefühl, dass er unter die Haut geht und betroffen macht, wollte sich beim Lesen oft wegen der Wortwahl nicht recht einstellen.
Das Thema ist ohne Frage sehr wichtig und bisher im Jugendroman noch ein eher unbeschriebenes, selten aufgegriffenes Blatt. Michaelis wagt sich an die Thematik, betritt damit aber viel Neuland. „Grenzlandtage“ ist allerdings nicht nur schlecht. Die Grundidee stimmt und man kann das Buch trotz allem gut lesen, es wirft jedoch viele Fragen auf, die es vielleicht gar nicht aufwerfen wollte, während die wesentlichen Fragen dann dahinter zurückbleiben. Die Anteile ihres Co-Autoren Peer Martin scheinen sehr gering auszufallen. Er ist im Jugendbuchgenre bekannt für Romane über syrische Flüchtlinge und kontroverse Themenkomplexe. Im Zusammenhang mit „Grenzlandtage“ bringt er augenscheinlich Rechercheergebnisse und eine ernste Note ein, schafft es aber nicht, Michaelis‘ Stil etwas zu überwinden.
„Grenzlandtage“ ist nichtsdestotrotz ein wichtiges Buch, das gelesen werden sollte. Es bleibt allerdings zu hoffen, dass noch weitere Autoren sich des Themas annehmen.
Antonia Michaelis & Peer Martin: Grenzlandtage.
Oetinger, Dezember 2016.
464 Seiten, Taschenbuch, 13,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.