Inhalt
Antje Huhs schreibt in ihrem Roman humorvoll über aktuelle Themen: überfüllte Pflegeheime bei zu geringem Personalschlüssel und schlechter Bezahlung. Daraufhin streiken die Pflegekräfte, ein Notbetrieb findet kaum statt. Wohin nur mit den Bewohnern? Die Lösung: Privathaushalte sollen Pflegebedürftige aus den örtlichen Heimen aufnehmen. Und das kurz vor Weihnachten …
Rezension
Huhs Gedankenexperiment zeigt eine drastische Alternative zur Versorgung in Pflegeheimen – frei nach dem Motto: „Wer keine Oma oder keinen Opa hat, bekommt eine/n.“ Konflikte vorprogrammiert.
Die Narration ist aus verschiedenen Perspektiven beteiligter Personen geschrieben: eine Familie, die einen fremden älteren Herren aufnehmen muss; ein Pfleger und die Bürgermeisterin, die für die Verteilung der Pflegeheim-Bewohner zuständig sind. Das ermöglicht eine breitere Annäherung an das Thema. Jeder Protagonist geht anders mit dem hohen Konfliktpotenzial um.
Die Charaktere sind größtenteils warmherzig und sympathisch, man freundet sich direkt beim Lesen mit ihnen an. Einzige Ausnahme bildet die Disharmonie in der Familie, v.a. das streitende Ehepaar dieser. Huhs wollte vermutlich das persönlichste und offensichtlichste Drama von allen deutlich beschreiben: wie arrangieren sich die vorläufigen „Pflegefamilien“ mit den zugewiesenen Pflegeheimbewohnern? Die ständige Uneinigkeit und Missstimmung zieht sich durch das gesamte Buch. Man wünscht sich als Leser vergeblich ein klärendes, lösungsorientiertes Gespräch.
Insgesamt ist das Buch äußerst spannend geschrieben und liest sich schnell durch. Die Szenen werden schillernd beschrieben, es gibt immer wieder Plot-Twists, sodass die vermeintlich offensichtliche Lösung doch eine andere ist. Trotz des Happy Ends lässt das Buch einen nach der letzten Seite nachdenklich zurück und hallt lange nach.
Absolute Leseempfehlung!
Antje Huhs: Zuhause ist vorübergehend geschlossen.
dtv, September 2025.
368 Seiten, Softcover, 13,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Kati Szangolies.
