Annie Lyons: Der Buchclub

Ein Schmöker, wie er im Buche steht – berührend, spannend, herzerwärmend

Was für ein Buch! Eine Überraschung geradezu, hatte ich doch nicht wirklich erwartet, dass mich dieser Roman derart in seinen Bann zieht. So sehr, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Um fünf Uhr nachmittags begann ich die Lektüre und um halb elf am Abend war das Ende erreicht.

Und dass ich das Ende der Geschichte erreicht hatte, stimmte mich fast traurig. Man mag die Figuren dieses Romans, diese liebenswerten Charaktere nicht verlassen, so sehr wachsen sie ans Herz, während man ihren Abenteuern, ihrem Schicksal folgt.

Worum geht es: Gertie Bingham, knapp sechzig, ist seit etwa zwei Jahren Witwe und vermisst ihren geliebten Mann Harry immer noch schmerzlich. So sehr, dass sie erwägt, die gemeinsame Buchhandlung, die sie dreißig Jahre geführt haben, aufzugeben. Obwohl ihr die Trennung von den Büchern schwer fallen würde, an denen sie so sehr hängt. Gertie ist der Überzeugung, dass Bücher für fast alles eine Lösung bieten.

Doch ihre Pläne werden über den Haufen geworfen. Es ist das Jahr 1939 und auch in London hat man von dem gehört, was die Nazis in Deutschland den Juden antun. Daher holen entsprechende Organisationen jüdische Kinder nach England in Sicherheit. Und Gertie erklärt sich bereit, ein solches jüdisches Mädchen bei sich aufzunehmen. Obwohl sie selbst nie Kinder hatte und auch keinerlei Erfahrung mit Kindern hat.

So dauert es auch eine ganze Weile, bis sich die ältere Frau und das vierzehnjährige Mädchen anfreunden und miteinander zurechtkommen. Zumal Hedy, so der Name des Kindes, sehr unter der Trennung von ihren Eltern leidet und vor allem auch darunter, dass sie so wenig über deren Schicksal erfährt.

Als der Krieg beginnt und damit die Bombardierungen Englands, muss Gertie unter der Buchhandlung einen Luftschutzraum erschaffen. Da kommt ihr die Idee, einen „Luftschutzbuchclub“ zu gründen. So kommt es dazu, dass immer mehr Menschen sich während der Angriffe dort versammeln, während Gertie oder Hedy aus den Büchern vorlesen.

All die Menschen aus der Straße und dem Viertel rund um den Buchladen, die alle ihre Päckchen zu tragen haben, die alle ihre Eigenheiten und Marotten haben, sie alle halten schließlich ganz fest zusammen, helfen sich gegenseitig in all dem Schrecken und den Gefahren.

Das alles erzählt Annie Lyons mit viel Emotion und Empathie, aber ohne Kitsch oder Schmalz. Die Figuren, die sie erschafft, sind voller Leben und Liebe. Sie alle lernen, dass durch Zusammenhalt vieles, fast alles überwunden werden kann. Dass Liebe und Freundschaft helfen, Trauer zu besiegen, ebenso wie Sehnsucht, dass Wärme und Geborgenheit aus Zusammenhalt entstehen können.

Ein ganz wunderbarer, gefühlvoller Roman, der berührt, ohne tränenrührig zu sein.

Annie Lyons – Der Buchclub: Ein Licht in dunklen Zeiten
aus dem Englischen von Sabine Längsfeld
rororo, November 2023
Taschenbuch, 430 Seiten, 12,00 €

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

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