Die Erde im Jahr 2162: Durch einen gewaltigen Atomkrieg hat sich die Menschheit fast völlig ausgerottet. Nur rund fünfzigtausend Überlebende konnten sich retten. In einer atomar verseuchten und ohne Schutzkleidung nicht mehr betretbaren Umwelt ist seither eine neue Gesellschaft entstanden. Dominiert wird sie ausschließlich von Frauen. Männern kommt nur noch eine untergeordnete Rolle als Arbeiter und Handlanger zu. Im Präsidialsystem der United States of China and America (USCA), an dessen Spitze die High Chancellor Gold steht, ist alles genau reglementiert: Kleidung und Nahrung werden vom Staat verteilt, Präimplantationsdiagnostik und Aufzuchtgruppen sorgen für Menschen nach Maß, Privatsphäre ist unbekannt und das Lebensalter ist auf 55 Jahre begrenzt.
In dieser Gesellschaft lebt die Scientist Jade, eine junge Frau, die den Auftrag erhält, mit Hilfe einer neuartigen Technologie einen transtemporalen Korridor in die Zeit des Mittelalters zu erschaffen. Das Experiment scheint auch zu gelingen: Als sich der Durchgang öffnet, betreten der junge Schmied Ranon und das Echsenwesen Keiare Jades Schutzzelt – doch sie kommen nicht aus der Vergangenheit, sondern von einem anderen Planeten: Ägeon.
Ägeon ist der Erde sehr ähnlich. Die hier in einer mittelalterlichen Kultur lebenden Menschen werden von Torna, dem obersten Meister der Tausend, regiert. Doch Menschen sind nicht die einzigen intelligenten Lebewesen auf Ägeon. Neben ihnen gibt es Echsenwesen, die Schwarzfeuer genannt werden und mit denen sie in Feindschaft leben. Wie die Erde hat auch Ägeon ein gravierendes Umweltproblem: Ein Vulkan ist dabei, mit seinem giftigen Gas den gesamten Planeten zu verseuchen.
Als Torna und Gold von dem Korridor zwischen ihren Welten erfahren, wollen beide ihn nutzen, um den jeweils anderen Planeten zu erobern. Jade und Ranon versuchen, dies zu verhindern und geraten dabei in größte Gefahr. Doch sie finden Freunde und entdecken große Geheimnisse. Auch über sich selbst…
„Das Geheimnis der Sternentränen“ ist eine facettenreich konstruierte Geschichte, die dabei aber immer nachvollziehbar und verständlich bleibt. Obwohl die Handlung zwischen den beiden Planeten hin- und her springt, die Geschichte aus der Sicht unterschiedlicher Protagonisten und Nebenfiguren erzählt wird und es eine Reihe überraschender Wendungen gibt, bleibt sie immer schlüssig und einleuchtend. Auch die Idee einer Gesellschaft, in der die Frauen von der Minderwertigkeit der Männer überzeugt sind, ist toll und amüsant. So ist Jade fest davon überzeugt, dass Männer ängstlich und technisch nicht begabt sind. – Da hält die Autorin unserer heutigen Gesellschaft sehr schön einen zum Nachdenken anregenden Spiegel vor.
Ich kann das Buch nur empfehlen. Es ist sehr gut aufgebaut, sprachlich gelungen, die Story ist spannend und immer wieder überraschend, die Personen sind durchdacht, vielschichtig und durchlaufen in der Geschichte auch eine Entwicklung, die mitzuverfolgen Freude macht und einfach spannend ist.
Anke Höhl-Kayser: Das Geheimnis der Sternentränen.
Bookspot Verlag, Januar 2017.
350 Seiten, Taschenbuch, 12,95 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Christian Rautmann.