Als die zehnjährige Smilli auf dem Flohmarkt ein altes, verrostetes Kästchen mit einem geheimnisvollen Blumensamen findet, weiß sie sofort, dass dieser etwas ganz Besonderes ist. Dafür hätte sie die mysteriöse Warnung des Verkäufers und die rätselhafte Inschrift gar nicht gebraucht. Ihr bester Freund Nick hingegen ist skeptisch – klar, er ist ja auch nicht so in Kräuter vernarrt wie Smilli. Als dann aber die Blume innerhalb eines einzigen Tages wächst und die schönste Blüte formt, die die beiden je gesehen haben, ist auch er überzeugt, dass ihr Fund mehr ist, als er zu sein scheint. Und damit nicht genug: Die schöne Blüte wechselt ständig die Farbe: Mal ist sie Violett, dann wieder Rosa und manchmal wird sie sogar schwarz und wirkt wie abgestorben. Smilli und Nick setzen alles daran, das Geheimnis der Blume zu lüften, denn vor allem Smilli ist sich sicher: Das könnte ihre Rettung sein.
Das Fräulein PurPur, der Unverpacktladen ihrer Mutter, läuft nämlich seit einiger Zeit nicht mehr so gut und Smilli hat schreckliche Angst, ihr schönes Leben und Nick aufgeben zu müssen und stattdessen in eine kleine Stadtwohnung zu ziehen, wo sie noch nicht einmal ihr eigenes Kräuterbeet haben kann. Nur: Wie soll die Blume ihnen helfen, wenn sie nicht einmal verstehen, wie sie eigentlich funktioniert? Unterstützt von Kater Knatter und den wolligen Bewohnern der benachbarten Alpakafarm suchen sie nach Antworten – und stoßen auf Geheimnisse, die sie schockieren, aber auch einen Hoffnungsschimmer bieten. Wird es Smilli und Nick gelingen, das Fräulein PurPur zu retten?
Kinderbücher haben heutzutage oft diesen erhobenen Zeigefinger und versuchen sich gegenseitig darin zu übertrumpfen, das Kind zu verstören. Nach dem Motto „Die Welt geht unter und das ist unsere Schuld“. Dieses Buch zeigt, dass es auch anders geht, dass man diese Botschaft konstruktiv verpacken kann. Smillis Mutter führt einen Unverpacktladen und spart damit Plastik ein, Smilli liebt Pflanzen und glaubt an die heilende Wirkung von Kräutern und ihre Nachbarn halten Tiere auf großer Weide. Hier wird einfach ein positives Beispiel vorgelebt, ohne direkt die an Mikroplastik sterbenden Walbabys ins Spiel zu bringen. Das macht das Buch zu einer wunderschönen, kindgerechten Leseerfahrung, in der es eigentlich viel mehr um die Abenteuer rund um die magische Pflanze geht, als um all die eben genannten Dinge.
Die Figuren sind sympathisch und lebensnah; besonders lebendig werden sie durch die liebevollen Illustrationen, die die Handlung mit ihrem ganz eigenen Zauber unterstützen. Es ist wirklich alles sehr nett gemacht, zum Beispiel gibt es ein paar kleine Kräuterrezepte zum Nachmachen.
Eine süße und teilweise richtig spannende Geschichte, perfekt für die Sommerferien. Für Kinder, die sich von der Magie der Natur verzaubern lassen und die Welt ein Stückchen besser machen wollen.
Anke Girod: Smilli Green und das zauberhafte Fräulein PurPur.
cbj, Juni 2022.
224 Seiten, Gebundene Ausgabe, 13,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Isabella M. Banger.