Was für ein Roman! Ein Buch zum Verschlingen, zum Eintauchen und die Welt um sich herum vergessen. Der dritte Band der „Wege der Zeit“-Reihe. Den man allerdings, das muss zugegeben werden, nicht gänzlich verstehen kann, wenn man die ersten beiden Bände nicht gelesen hat. Die Zusammenhänge der Geschichte, die Verhältnisse der Figuren zueinander und deren Verhaltensweisen erschließen sich nicht immer, wenn man die Vorgeschichte nicht kennt. Das galt aber bereits für Band 2 in ähnlicher Weise.
Wir treffen Isi, Artur und Carl wieder, die drei Freunde, die sich bedingungslos und bis zur Selbstaufgabe vertrauen und füreinander einstehen. Und genau dies ist auch lebens- oder vielmehr überlebenswichtig bei den rasanten und gefährlichen Ereignissen, die sich im Roman abspielen.
Inzwischen befinden wir uns im Jahr 1922, die politischen Verhältnisse in Deutschland sind instabil, die Inflation rast dahin und in Berlin ist der lodernde Mittelpunkt. Die Handlung beginnt gleich hochdramatisch: ein Mordanschlag wird auf die drei Freunde verübt. Sie überleben, dennoch gibt es Opfer, tragische Opfer. Von nun an geht es ihnen darum, Täter und vor allem Drahtzieher dieses Anschlags zu finden und zu bestrafen.
Auf dem Weg dorthin gehen sie tatsächlich über Leichen. Irgendwann habe ich aufgehört, diese zu zählen. Einzig Carl, der Ängstliche, Vorsichtige der Drei, sucht immer nach Auswegen, die nichts mit Gewalt zu tun haben. Nur um dann zu erkennen, dass man Gewalt – zu diesen Zeiten – nur mit Gewalt beantworten kann.
Hochdramatische Ereignisse
Die hochdramatischen Ereignisse überschlagen sind, ständig tauchen neue Gefahren auf, werden neue Intrigen entdeckt, kommen alte Feinde zurück. Eingebunden in diesen fesselnden, ungemein spannenden Handlungsablauf sind immer die Beschreibungen der politischen Situation zu dieser Zeit, die detailreichen Schilderungen der Lebensverhältnisse der besonders Armen in Berlin ebenso wie die der Reichen und der Verbrecher sowie die Entwicklung der Filmbranche, fort vom Stummfilm, hin zum Tonfilm. Carl arbeitet unter dem Regisseur Fritz Lang, leidet unter dessen Despotismus.
Von der ersten Seite an hat einen dieser Roman gepackt, die Seiten frisst man regelrecht, um zu erfahren, wie dieses Dilemma, jene lebensgefährliche Lage nun gelöst wird. Die Spannung und die Dramatik steigt von Seite zu Seite, bis man am Ende völlig außer Atem das Buch schließt.
Wenn überhaupt, dann gibt es nur einen Kritikpunkt und das ist die scheinbare Unbesiegbarkeit Arturs, des Unverwüstlichen, dieser Fels, an den sich Isi und Carl immer wenden, wenn sie in eine Klemme geraten. Und Artur weiß immer Rat, kennt die Methoden, die es braucht und die Männer, um diese Methoden umzusetzen. Ähnliches habe ich auch bereits beim letzten Band angemerkt. Der Freude an der so ungemein fesselnden Geschichte dieser drei liebenswerten Figuren tut dies überhaupt keinen Abbruch.
Schade nur, dass diese Reihe hier zum Abschluss kommt. Ich hoffe auf noch viele weitere, andere Romane von Andreas Izquierdo.
Andreas Izquierdo: Labyrinth der Freiheit.
DuMont, November 2022.
509 Seiten, Klappenbroschur , 18,00 €.
Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.