Andreas Föhr hat bisher vier Titel in der Reihe um Kommissar Wallner veröffentlicht. „Totensonntag“ ist quasi ein Rückblick und erzählt den ersten Fall des frischgebackenen Kommissars Clemens Wallner bei der Kriminalpolizei Miesbach. Im Herbst 1992 gerät Wallner gemeinsam mit seinem Kollegen Leonhardt Kreuthner bei einer Feier auf einer Berghütte am Tegernsee in ein Geiseldrama. Der Geiselnehmer, der obdachlose Thomas Nissl, nimmt sich schließlich das Leben, gibt aber zuvor mit seinen letzten Worten Wallner ein Rätsel auf: In der Gruft von Sankt Veit sollen die Gebeine einer vor vielen Jahren ermordeten Frau liegen. In einem edelsteinbesetzten Sarg. Die Ermittlungen führen tief in die Geschichte des Tegernseer Tals, in den Mai 1945.
Mit Wallner und Kreuthner hat Andreas Föhr ein recht ungleiches Ermittlerpaar erschaffen: Auf der einen Seite der stets korrekte, etwas biedere Clemens Wallner und auf der anderen Seite der draufgängerische, unkonventionelle Leonardt Kreuther, dessen kriminelle Verwandtschaft allerlei Turbulenzen in die Handlung bringt. Die Dynamik zwischen den beiden Hauptfiguren bestimmt einen Großteil der Handlung. Allerdings ist Föhr hier meiner Meinung nach etwas zu sehr über die Stränge geschlagen. Die Handlung driftet bisweilen ins slapstickartige ab, wenn die beiden beispielweise – gemeinsam mit der ebenfalls recht überzogen dargestellten Staatsanwältin Claudia Beck – eine Tür sprengen. In der wirklichen Welt würden sie dafür wohl ihren Job verlieren. Etwas weniger wäre hier mehr gewesen. Davon abgesehen ist die Krimihandlung aber recht solide, sodass „Totensonntag“ eine kurzweilige Lektüre darstellt.
Andreas Föhr: Totensonntag.
Knaur, November 2013.
400 Seiten, Taschenbuch, 14,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Nadine Roggow.