16 Jahre nach Andreas Eschbachs Durchbruch-Roman „Das Jesus-Video“ gibt es jetzt eine Fortsetzung. Oder einen Prequel. Ich bin ehrlich nicht sicher. Diesmal geht es jedenfalls um die Entstehung des Videos, also um die Zeitreisenden. Aber vom „Jesus-Video aus gesehen handelt es sich um Ereignisse in der Zukunft.
Michael Barron ist der jüngere Sohn eines der reichsten Männer der Welt. Es hat seinen Sinn, dass bis etwa zur Buchmitte unklar bleibt, womit dieser seinen Reichtum gemacht hat. Eigentlich war Michaels älterer Bruder Isaak dafür vorgesehen, den großen Plan des Vaters zu erfüllen. Aber es handelt sich um eine durch und durch streng-christliche Familie und als Isaak erwachsen wird, passt er nicht mehr in die Pläne des Vaters. Deswegen wird Michael auf die große Aufgabe vorbereitet. Erst nach und nach erfährt er, worum es geht: Das Jesus-Video zu erstellen. Michael soll einer der Zeitreisenden sein, die mit der gerade entwickelten Videokassette Jesus filmen werden. Da das Video schon im ersten Teil als archäologisches Fundstück aufgetaucht ist, verrate ich hier kein Geheimnis, wenn ich sage, dass dabei einiges gründlich schiefgeht.
Die Kunst dieses Romans besteht in dem Spiel mit Zeitreisen. Was ist schon geschehen, was kann wie geändert werden und was ist völlig unveränderlich? Wie viel wollen und dürfen die Beteiligten wissen? Man wird schon ganz schön wuschig im Kopf und darf beim Lesen nicht ein einziges Mal unaufmerksam werden. Aber es geht nicht nur um die Zeitreise-Problematik, die Andreas Eschbach – wie alle Problematiken seiner Bücher – gnadenlos bis zum Ende gedacht hat. Es geht auch um fundamental-christlichen Wahnsinn. Sehr geschickt, in unserer Zeit einen Plot zu entwickeln, in dem ein Christ die Welt aus guten religiösen Hintergründen zerstören will. Denn Barron will den Tag des Jüngsten Gerichts – und er will ihn jetzt. Aber kann man Jesus zu etwas zwingen?
Gut gefallen hat mir, dass in diesem Buch die eigentliche Reise auch vorkam. OK, es liest sich immer noch nicht wie ein historischer Roman, aber es wird von der Reise und den Schwierigkeiten erzählt.
Ab etwas der Hälfte konnte ich den Roman nicht mehr aus der Hand legen. Ein ganz kleines bisschen enttäuscht hat mich dann die profane Erklärung, warum die Reise „gescheitert“ ist, denn das Video ist ja nicht zurück in die IST-Zeit gelangt, sondern immer noch nur als archäologisches Fundstück. Entschädigt hat mich dann, dass der Autor ganz am Ende noch mal aufdreht, was Zeitparadoxe betrifft.
Andreas Eschbach: Der Jesus-Deal.
Bastei Lübbe, Oktober 2014.
736 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.