Alex North: Der Kinderflüsterer, gelesen von Stefan Kaminski

Es ist 20 Jahre her, dass in Featherbank fünf Kinder verschwanden, der Täter ist gefasst und längst hinter Gittern, nur das letzte Opfer wurde nie gefunden. Ausgerechnet diesen Ort sucht Tom, oder vielmehr sein Sohn Jake, für einen Neuanfang aus. Toms Frau Rebecca ist plötzlich und unerwartet verstorben und der kleine Jake hat seine Mutter gefunden. Das neue Haus zieht den Jungen magisch an, dort möchte er wohnen. Kurz nach ihrem Einzug verschwindet wieder ein Kind und im Ort werden Gerüchte laut, der Kinderflüsterer hätte vor 20 Jahren einen Komplizen gehabt, der jetzt sein Werk fortsetze. Und Jake benimmt sich merkwürdig, hört ein Wispern – wie die Kinder vor 20 Jahren, sieht Kinder, die nur er sieht. Ist ausgerechnet er in Gefahr?

Der Anfang des Hörbuchs war ein echter Knaller. Die Atmosphäre ins Toms Haus ist derart gruselig und gut gesprochen, dass ich das Licht wieder angeschaltet und unter das Bett gesehen habe. Leider hält sich die Stimmung nicht über das ganze Hörbuch. Dazu wird die Geschichte zum komplex, was ihr viel von der Spannung nimmt und sie in Nebenschauplätze zerfranst. Da ist zum einen Jake und das kleine zerrissene Mädchen, mit dem er immer wieder spricht, da ist die Geschichte der toten Ehefrau und Mutter, von der wir die Umstände auch erst ziemlich zum Schluss erfahren – was auf der einen Seite gut war, weil ich die ganze Zeit wissen wollte, was mit ihr passiert ist, auf der anderen Seite war ihr Tod dann nur eine Spitze in einem Stakkato. Dann ist da Tom und seine eigene komplizierte Familie, wo man bei der Auflösung dann gar zu sehr die ordnende Hand des Autors spürt. Und dann ist da der Polizist, der schon die alten Morde untersuchte und jetzt unter den neuen leidet, da ist der Mörder, der wieder befragt wird, es aber dieses Mal wirklich nicht gewesen sein kann (war er es überhaupt?). Insgesamt ist das zuviel, um spannend zu bleiben und wird nur durch die wunderbare Interpretation von Stefan Kaminski gerettet. Ich mag ja nicht alle seine Hörbücher, aber hier schafft er wirklich immer wieder eine Atmosphäre, die zum Hörer überspringt.

Fazit: Nicht der Superknaller, als der es beworben wird, aber bestimmt was für dunkle Herbstabende.

Alex North: Der Kinderflüsterer, gelesen von Stefan Kaminski.
rororo, Januar 2019.
2 mp3-CDs, Gekürzte Fassung, 9 Stunden und 20 Minuten.

Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.

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