Zoran Drvenkar: Wir: Die süßen Schlampen

Sie sind so oberflächlich wie eine Pfütze am Straßenrand und schauen auf ihre Handys, als wären es Navigationsgeräte, ohne die sie nicht wüssten, wo sie nach dem Film hingehen sollen. Sie haben zu viel, und weil sie zu viel haben, wollen sie mehr und mehr, denn sie kennen es nicht anders. Sie sind gierig, […].“ (Nessi, Zitat S. 35)

Mich reizten an diesem Thriller der ansprechende Klappentext und die Zeilen auf dem Buchrücken. Denn die sechszehnjährigen Mädchen wirken in der Story wirklich unantastbar, unsterblich und unzertrennlich.

Als ich mit dem Lesen begonnen habe, ist mir dann nach 67 Seiten aufgefallen, dass mir die Geschichte bekannt vorkommt. Also habe ich in meinem Bücherregal gesucht und bin auf den Thriller „Du“ (VÖ: 2012) vom selben Autor gestoßen, den ich damals abgebrochen hatte, da er mir persönlich zu langatmig und verworren war.

Sofort habe ich zum Nachwort von „Wir“ geblättert und festgestellt, dass der Autor genau diese Anfangsszenen mit Schnappi, Stinke, Rute, Nessi und Taja wieder aufgegriffen hat und die Mädchen dann selbst das Ruder in die Hand genommen haben. Beide Bücher existieren unabhängig voneinander.

Anfangs war ich noch total begeistert vom Schreibstil und wollte mehr erfahren, aber je weiter ich gelesen habe, desto schwerer ist es mir gefallen, dranzubleiben. Die frische, moderne Sprache der Mädchen habe ich hingegen sehr gemocht. Andere werden diese als zu ambitioniert innovativ bezeichnen, doch es war genau mein Ding.

Meiner persönlichen Empfindung nach ist es Zoran Drvenkar nicht gelungen, Kapitel um Kapitel echte Spannung aufzubauen und mein Interesse an der Story konstant zu halten. Die insgesamt 480 Seiten haben sich für mich nicht wirklich als Pageturner gestaltet, sondern sich eher etwas zäh dahingezogen. Ich denke, es ist kein krasser Jugendthriller, eher ein solide spannender Unterhaltungsroman mit seinen Schwächen, aber unglaublich viel Potential.

Ich will jemand sein, der ein Leben führt, das niemand durchschauen kann.“ (Nessi, S. 279)

Zoran Drvenkar: Wir: Die süßen Schlampen.
Beltz & Gelberg, Februar 2022.
480 Seiten, Taschenbuch, 20,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Olivia Grove.

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