Im Umschlagtext heißt es etwas vollmundig “Effenhauser bringt auf gekonnte Weise verschiedene Zeitebenen und historische Ereignisse zusammen“ (Werner Jung). Aber, genau das Gegenteil hätte ich als Kritik über diesen Roman geschrieben! Man kommt einfach nicht rein, durch diese ständigen Sprünge und Zeithorizonte kommt es zu einer Verwischung, die ermüdet. Ich gehe sogar noch weiter, die jegliche Spannung nach und nach aus dem Roman zerrt. Ich habe verstanden, dass es im weitesten Sinne um die Entwicklung der Atombombe geht (die Gruppe um den Physiker Heisenberg im Nazi – Deutschland) und dass nach dem Zusammenbruch des 3. Reiches sich Ost und West im kalten Krieg um die besten Atomphysiker balgten.
Dabei ging es auch um die Waffe aller Waffen – die Wasserstoffbombe. Und da es der „Kalte Krieg“ ist, sind auch die Geheimdienste kräftig unterwegs und hinterlassen hier und da, eiskalt, diverse Leichen. Unter anderem in Mexiko, wo dann zufällig ein deutscher Geheimagent 1985 mit einer konfrontiert wird. Er beginnt, weil er später irgendeinen Zusammenhang sieht, Recherchen, die seine nächsten Jahrzehnte bestimmen. Wir stolpern über Tschernobyl, Harrisburg und die „Zarbombe“ die 1961 wohl einen Teil der UdSSR unbewohnbar gemacht hat!
Dann kommt noch die (übliche – Ian Fleming lässt grüßen) geheimnisvolle russische Agentin dazu, die immerfort mit ihren Auftraggebern (wohl KGB) telefoniert und ihrem geliebten deutschen Agenten Alwin Heller, Sonderermittler beim BKA, den sie schnell rum und ins Bett gekriegt hat, erzählt, sie müsse mit ihren armen Eltern in Russland telefonieren. Armer Alwin, er hat so lange nicht durch geblickt. Und ich glaube ich werde es auch nicht mehr – auch wenn ich den Roman noch mal von Vorne lesen würde! Und mich kotzen die ganzen Atombomben, die Verseuchungen, die Verstrahlungen, die Atomkraftwerke und der nicht zu endlagernde Atommüll noch mehr an!
Ulrich Effenhauser: Brand.
Transit, August 2016.
144 Seiten, Gebundene Ausgabe, 17,80 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Fred Ape.