Einen spannenden und höchst empfehlenswerten Vater-Sohn-Roman hat der britisch-kanadische Autor Tom Rachman geschrieben. Hauptthema: Wie gelingt es Pinch, sich von seinem Über-Vater Bear Bavinsky zu lösen? Gelingt es ihm überhaupt?
Bear Bavinsky gehört zu den erfolgreichsten Malern seiner Generation, und sein Sohn himmelt ihn über alle Maßen an. Doch der große Künstler hat charakterliche Defizite. Er interessiert sich ausschließlich für sich selbst und verschleißt eine Frau nach der anderen. Am Ende kommt er auf 17 leibliche Kinder.
Tom Rachman erzählt diese Geschichte, die sich über viele Jahrzehnte erstreckt, aus der Sicht des Sohnes, der außer dem Talent fürs Malen keine Eigenschaft seines großen Vaters geerbt zu haben scheint. Er ist schüchtern und tut sich schwer im Umgang mit Frauen. Er findet schließlich eine Stellung als Italienisch-Lehrer, die ganz offenbar weit unter seinen intellektuellen Möglichkeiten liegt.
Erst in seinen späten mittleren Jahren findet er eine Möglichkeit, sein eigentliches Talent, das Malen, doch noch zu nutzen – und Tom Rachmans Buch hat plötzlich sogar Merkmale eines spannenden Thrillers.
Ein weiteres wichtige Thema dieses Romans ist die Kritik am Kunst- und Kulturzirkus – etwas, das der Autor durchaus mit viel Humor rüberbringt.
Tom Rachman: Die Gesichter.
dtv, August 2018.
416 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.