Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir. So heißt es. Und auch, dass nur die guten Noten zählen, um einen guten Job zu bekommen. Doch was bleibt vom Leben übrig, wenn nur ein dickes Girokonto und eine prestigeträchtige Arbeit zählen?
Basti hat große Schwierigkeiten seinen Platz im Leben zu finden. Sein Abitur schafft er nur so gerade, und seine Freizeit verbringt er mit reichlich Alkohol, Joints und Abhängen mit Freunden. Eine Lehre hat er zur Freude seiner Eltern festgemacht. Nun will er die Zeit bis zum Ausbildungsbeginn mit Feiern in Thailand verbringen. Aber da hat er die Rechnung ohne seine erbosten Eltern gemacht. Weil er mal wieder bis zur Bewusstlosigkeit gesoffen hat, zwingen ihn die Eltern zu einem Intensivenglischkurs nach Kanada. Acht Stunden Englischunterricht jeden Tag sollen ihm die fehlende Struktur im Leben eintrichtern. Natürlich ist Basti nicht begeistert und fährt mit wenig guten Gefühlen, die sofort bestätigt werden. Die Englischschule entpuppt sich als Briefkastenfirma, und die Jugendherberge ist für sein Reisebudget viel zu teuer. Also kauft er ein gebrauchtes Zelt und noch ein paar Campingartikel, und seine Erkundungsreise geht los. Sein einziges Ziel ist, sich treiben zu lassen und nichts tun. Aber irgendwie kommt immer wieder etwas dazwischen.
Thorsten Nesch, geboren 1968 in Solingen, hat selbst einige Jahre in Kanada gelebt und weiß, wovon er schreibt. Seine Sprache wechselt immer wieder zum Lyrischen, wenn er gefühlvoll Flora und Fauna beschreibt. Die Sätze werden so verkürzt, dass mitunter nur noch einzelne Worte übrig bleiben. Diese Passagen lesen sich am besten, wenn man sich einzig von seinem Gefühl lenken lässt. Wenn der achtzehnjährige Basti von seinen Erlebnissen berichtet, sind die Sätze ausgeschrieben, ausführlich und mit teilweise humorvollen Dialogen verknüpft. Insgesamt wird in diesem Roman nicht die klassische Reifeprüfung erzählt, sondern gezeigt, wie jemand in einer für ihn „falschen“ Umgebung lebt und unerwartet in die für ihn „richtige“ katapultiert wird. Die Augen werden erstaunt gerieben, und plötzlich scheint alles zu stimmen. Basti darf sich weiter entwickeln, ohne die eigene Persönlichkeit verleugnen zu müssen. Insgesamt ein glaubwürdiger Roman über das Erwachsenwerden mit einem schönen, vielversprechenden Ende.
Thorsten Nesch: Buster, König der Sunshine Coast.
rororo, Februar 2014.
304 Seiten, Taschenbuch, 8,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.