Alina Bronsky: Und du kommst auch drin vor

Ich bin ich. Und einzigartig! Oder?

Es ist nicht einfach, vierzehn zu sein, wenn sich die Eltern gerade getrennt haben und die Mutter nur noch in Diäten denkt, wenn die Schule nervt und sich das schmutzige Geschirr unter dem Bett stapelt. Und dann noch dieses Buch! Niemand aus der Klasse hört bei der Lesung in der Bibliothek zu, nur Kim wird aus ihrer Lethargie gerissen. Kein Wunder, denn das Buch handelt … von Kim! Von ihrer Familie, ihrem Leben, ihren Gedanken. Zugegeben, ein paar Namen und unwichtige Details stimmen nicht, aber der Rest – ist eindeutig Kim.

Sie besorgt sich das Buch; zu lesen ist eine ganz neue Erfahrung für Kim. Es ist mühsam, ihre beste Freundin Petrowna davon zu überzeugen, dass es darin tatsächlich um sie geht. Hat nicht der Vater des Mädchens im Buch plötzlich eine dunkelhäutige Freundin, mit der er ein Baby erwartet – genau wie Kims Vater? Petrowna ist skeptisch, aber als im Buch Jonathan stirbt, der im echten Leben kein anderer sein kann als Jasper, ist klar: Jaspers Tod muss verhindert werden. Weiterlesen

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Sophie Chen Keller: Die unzähligen Wunder der Carmine Street

Die Patisserie der kleinen Dinge der Lavenders ist ein Ort voller Magie. Hier posieren Cremetörtchen vor den Spiegeln der Vitrine, knusprige Puffreisecken räkeln sich genüsslich wie Katzen, gefüllte Vol-au-Vent-Mäuse hüpfen durcheinander. Die Kunden lieben diesen Laden, den Duft, die Kreationen von Lucy Lavender, und sie wissen, wie wichtig das ledergebundene Buch in der Vitrine am Fenster ist. Lucy bekam es einst von einer Unbekannten geschenkt, der sie eine freundliche Geste erwiesen hatte, und mit dem Buch erwachte der Laden zum Leben. Er ist das Zuhause von Lucy, ihrem Sohn Walter Lavender jr. und Golden Retriever Milton. Hier fühlt sich der zwölfjährige Ich-Erzähler Walter geborgen und verstanden, obwohl er kaum spricht. Er hat eine motorische Sprechstörung, es gelingt ihm nicht, Worte mit Lippen und Zunge zu formen, obwohl sie in seinem Kopf sind. In der Schule steht er im Abseits, er hat sich daran gewöhnt, immer übersehen zu werden. Er ist ein guter Beobachter und bemerkt Dinge, die anderen niemals auffallen würden, wie „Schrammen oder Schnörkel auf der Wirklichkeit“ oder „das enttäuschte Zischen, wenn man etwas im Keim erstickt, bevor es ausgesprochen werden kann“ (Zitat S. 8.). Weiterlesen

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Tyrell Johnson: Wie Wölfe im Winter

Lynns Welt besteht meistenteils aus Schnee, es gibt nur zwei Jahreszeiten: die kalte Jahreszeit und die noch kältere. Seit ungefähr sieben Jahren lebt sie in Yukon, vorher in Eagle, Alaska, und ganz früher in Chicago. Damals gab es noch Internet, Pizza, Kino und den Sommer. Damit ist es vorbei, seit während eines Krieges die Grippe ausgebrochen ist und die meisten Menschen getötet hat. Lynns Familie ist mit wenigen Habseligkeiten rechtzeitig fortgezogen, dorthin, wo die Grippe sich wegen der Kälte und der dünnen Besiedlung weniger rasch ausbreitet als anderswo. Dorthin, wo sie hoffentlich niemand findet. Lynn ahnt nicht, dass sie nicht gefunden werden dürfen. Mittlerweile ist sie Anfang zwanzig und lebt mit Mutter und Bruder, ihrem Onkel und dessen Pflegesohn in selbst gebauten Holzhütten, weitab von jeder Zivilisation. Ihr Dad, zu dem sie ein besonders enges Verhältnis hatte, ist an der Grippe gestorben. Er hat ihr beigebracht, wie man Fallen stellt und mit dem Bogen jagt. Sie hat gelernt, zu beobachten und geduldig auf Beute zu warten. Weiterlesen

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