Die Geschichte vom Mädchen, das Perlen lächelte, liebte Clemantine am meisten. Unzählige Male ließ sie sich die Geschichte von ihrem Kindermädchen Mukamana erzählen. Das Schönste daran war, dass Mukamana ihr immer nur die Figuren und die Grundvoraussetzungen vorstellte und Clemantine selbst weitererzählen ließ: „Was glaubst du, was dann passiert?“
Clemantine führt ein behütetes Leben im Wohlstand in Kigali, Ruanda. 1994 ändert sich alles. Ihre Welt schrumpft, erst darf sie nicht mehr in den Kindergarten, dann nicht mehr draußen spielen, später bleiben selbst die Vorhänge geschlossen. Immer öfter donnern Explosionen, Leute verschwinden. Sie wird zur Großmutter nach Butare geschickt, zusammen mit Claire, der neun Jahre älteren Schwester. Doch auch bei der Großmutter ist es nicht lange sicher, die Mädchen müssen weglaufen. Auf der Flucht vor dem Völkermord, der Hunderttausende das Leben kostet, können sie niemandem trauen. „Seltsam, wie man von einem Menschen, der von zu Hause weg ist, zu einem Menschen wird, der kein Zuhause mehr hat. […] Du bist überall und von allen Menschen unerwünscht. Du bist ein Flüchtling.“ (Zitat S. 42)
Clemantines Kindheit ist mit sechs Jahren zu Ende. Sie lebt mit Claire in Flüchtlingslagern unter katastrophalen Bedingungen, steht stundenlang nach Maisrationen an, tut alles, um sich sauber zu halten und ihre wenigen Besitztümer zu schützen. Weiterlesen