Bernhard Kegel: Ausgestorben, um zu bleiben

Sie leben! Obwohl vor 65 Millionen Jahren ausgestorben, sind sie omnipräsent auf Kinoleinwänden, in Kinderzimmern und in der Populärkultur anzutreffen. Das Kuriose: Es gibt kaum ein Buch für Erwachsene, welches fundiert über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse berichtet. Die stellen unser bisheriges Bild der Dinosaurier komplett auf den Kopf! Bernhard Kegel schließt mit seinem hochinteressanten, gewitzten Buch diese fast schon skandalöse Lücke. Dinosaurier waren weitaus friedliebender, kleiner, intelligenter und gefiederter als bislang angenommen. Ja, sie leben wirklich noch… millionenfach mitten unter uns! Denn Vögel und Dinosaurier sind nicht weitläufig miteinander verwandt – unsere gefiederten Freunde SIND Dinosaurier.

Vorsicht Spoiler: Freunde handfester Dino-Action müssen nun ganz tapfer sein. „Dinos ähnelten eher Rotkehlchen als Krokodilen“, wird der Paläontologe James Horner im Buch zitiert. Diese Aussage untermauert Bernhard Kegel auf vielerlei Art. Ausschlaggebend waren die sensationellen Jehol-Funde in China ab Mitte der 1990er Jahre. Konservierte Federn, mit Flaum bedeckte Raubdinosaurier inklusive pneumatischer Skelette und weiterer „vogelexklusiver“ Merkmale. Folge: 2017 wurde eine neue Einteilung der Dinosaurier vorgeschlagen. Stammbäume sollen neu geschrieben werden. Weiterlesen

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Maja Lunde: Die Geschichte des Wassers

Ringfjörden, Norwegen 2017: Alle wissen über den Klimawandel Bescheid, aber keinen interessiert‘s! Die 70-jährige Umweltaktivisten Signe ist frustriert. Nachdem die Wasserfälle und der Fluss Breio einem Kraftwerk zum Opfer gefallen sind, soll nun das letzte Gletschereis an zahlungskräftige Scheichs in Arabien verscherbelt werden.

Bordeaux, Frankreich 2041: Europa ist zweigeteilt. Nach einer großen Dürre ist kein Leben mehr in den südeuropäischen Ländern möglich. Millionen versuchen, in die „Wasserländer“ Nordeuropas zu fliehen, doch die haben ihre Grenzen dicht gemacht. David und seine siebenjährige Tochter Lou kämpfen in einem französischen Flüchtlingslager ums nackte Überleben.

Wie Bestsellerautorin Maja Lunde uns Lesern und der gegenwärtigen Klimakrise den Spiegel vorhält, lässt sich nur mit Superlativen beschreiben. Hochemotional und äußerst beklemmend!

In erschreckenden Bildern beschreibt die norwegische Autorin den schrittweisen Zerfall der Zivilisation in Europa. Weiterlesen

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A. J. Finn: The Woman in the Window

Eine ans Haus gefesselte Frau beobachtet durch ihr Fenster, wie ihre neue Nachbarin ermordet wird. Doch niemand glaubt ihr. Kommt Ihnen das bekannt vor? A. J. Finn macht keinen Hehl aus seinen Anleihen an das Hitchcock-Meisterwerk „Das Fenster zum Hof“ aus dem Jahr 1954. Absolut spektakulär ist seine Umsetzung in die Moderne gelungen! Überraschende Wendungen, beklemmende Einblicke in eine traumatisierte Seele und drei verschiedene Suspense-Ebenen machen das Buch zu einem Pageturner par excellence. Da geriet sogar Stephen King ins Schwärmen…

Die ehemalige Kinderpsychologin Anna Fox leidet an Agoraphobie. Menschenmassen, offene Plätze und alles, was sich außerhalb ihrer vier Wände abspielt, machen ihr Angst. Seit einem traumatischen Vorfall vor zehn Monaten hat sie ihr Haus in New York nicht mehr verlassen. Mann und Tochter sind fort, ihren Job musste sie aufgeben. Derart um eine eigene Existenz gebracht, verbringt sie ihre Zeit neben ihrer Leidenschaft für alte Schwarz-Weiß-Krimis damit, ihre Nachbarn zu beobachten. Weiterlesen

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Nele Pollatscheck: Das Unglück anderer Leute

Erscheint ihre Mutter, sieht Thene rot! Dies liegt nicht nur an der stets signalfarbenroten, viel zu engen Garderobe ihrer Mutter. „Als wollte Mama nicht nur alle Menschen ihrem Willen unterwerfen, sondern auch alle Augen zwingen, sich immer nur auf sie zu richten“. Die 25jährige Thene, welche gerade in Oxford ihren Abschluss macht, stammt aus einer durchgeknallten Familie. Ein schwuler Vater, eine nudistisch veranlagte Oma, ein zaubernder Bruder. Der Roman liest sich wie eine einzige Aneinanderreihung skurriler Situationen und pointierter Streitgespräche! Für dieses makabre, irrwitzige Debüt wurde Nele Pollatschek mit dem Hölderlin Förderpreis ausgezeichnet.

Eigentlich freut sich Thene darauf, ihren Masterabschluss an der renommierten Oxford-Universität zu feiern. Leider hat ihre Mutter beschlossen, diesem Event beizuwohnen. Was bedeutet, dass sich wieder alles nur um sie drehen wird. Thenes Mutter ist Punkerin, Weltretterin, betreibt einen investigativen Blog, verliebt sich grundsätzlich in Looser und stellt ihre eigenen Belange über die ihrer Kinder. Sie macht Dinge einfach deshalb, weil andere sagen, dass sie nicht funktionieren werden. Höchst manipulativ versucht sie, ihr Umfeld nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen. Notfalls mit Gebrüll oder Geheul. Ein Streit um bunte Socken endet schnell in einem Grundsatzdialog. So schafft es ihre Mutter auch diesmal, allerdings unfreiwillig, Thenes Ehrentag zu überschatten. Weiterlesen

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Marina Lewycka: Die Werte der modernen Welt und Berücksichtigung diverser Kleintiere

„Wir müssen alle lernen, mit weniger zu leben. Weniger Gier, weniger sinnloser Konsum.,“ meint Althippie Doro. Ihr Sohn Serge kontert: „Die Wirtschaft hängt davon ab, dass sich Leute Geld leihen und es ausgeben, so entsteht Wohlstand.“ Bei diesem Generationenkonflikt prallen Welten aufeinander. Daher hat Serge seiner Mutter bislang verschwiegen, dass er das Mathematikstudium an den Nagel gehängt hat, um zur kapitalistischen Hochburg überzulaufen – der Londoner Börse! Autorin Marina Lewycka ist ein perfekt austarierter Roman zwischen Witz, Wahnsinn und Gesellschaftskritik gelungen. Mittendrin agieren herrlich verschrobene Charaktere, die einem mit all ihren Eigenarten sofort ans Herz wachsen.

Serge hat seine Kindheit in einer Kommune verbracht. Für ihn bedeutete dies pures Chaos: tägliche Linsenpampe, ständige Geldprobleme, garniert mit den Sexplänen der Erwachsenen (jeder darf mal bei jedem zum Zuge kommen), die direkt neben den Kochplänen aufgehängt wurden. Plus der morgendliche Kleiderkampf mit den anderen Kommunenkindern. Wer nicht schnell genug war, bekam aus dem Textilberg zu kurze, zu mädchenhafte oder knallbunt-peinliche Stücke ab. Weiterlesen

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André Aciman: Call Me By Your Name

Ein heißer Sommer in Italien, zwei Männer, die sich ineinander verlieben. Im Jahr 2007 wurde „Call me by your name“ erstmals veröffentlicht. 2017 folgte die Verfilmung durch Regisseur Luca Guadagnino, auf der diesjährigen Oscarverleihung gab es die Goldtrophäe für das beste Drehbuch. Nun die literarische Neuauflage – gut so! In den vergangenen 11 Jahren hat sich viel getan, nicht nur durch die „Ehe für alle“. Dies sollte es der Leserschaft ermöglichen, dem Buch unvoreingenommen zu begegnen. Der homoerotische Aspekt ist hier nicht primär ausschlaggebend. Es geht um eine universelle Liebe, die Verschmelzung zweier Menschen. Ruf mich bei deinem Namen, dann ruf ich dich bei meinem. „Ich will dich erfahren und durch dich auch mich!“ Es geht hier um nichts Geringeres, als um eine der schönsten, intelligentesten, emotionalsten Lovestorys aller Zeiten! Weiterlesen

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Peter Michalzik: 1900

Tolstoi will sein Land verschenken. Johannes Guttzeit zieht als moderner Apostel durch die Lande und predigt die vegetarische Lebensweise. Nietzsches zarathustrische Philosophie wird zum Glauben einer neuen Zeit. In Zürich formt sich der Dadaismus. Auf dem Monte Verità in Ascona tanzen langhaarige Menschen den „Tanz an die Sonne“ – nackt, frei, ekstatisch. Um 1900 bildet sich eine Gegenbewegung zur zunehmenden Industrialisierung. Die eigene Selbstentfaltung steht im Vordergrund. Peter Michalzik folgt den schillerndsten Figuren dieser Epoche. Er gibt Anekdoten zum Besten, die es nicht in unsere Geschichtsbücher geschafft haben. Sehr unterhaltsam!

Von Philosophie bis Politik: Selten haben „gehaltvolle“ Bereiche so viel Spaß gemacht, wie in diesem Buch. Der Autor versieht seine Informationen mit einem humoristischen Unterton, der hervorragend zu den besonderen Akteuren passt. Wussten Sie, dass Nietzsche mit beginnendem Wahn seine Briefe mit „Der Gekreuzigte“ oder „Dionysos“ unterschrieb? Oder dass Kafka in Mailand ein Bordell besuchte, um die Damen lediglich aus der Ferne zu beobachten? Weiterlesen

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Katrine Engberg: Kopenhagen-Serie 01: Krokodilwächter

Ein sehr spannender Thriller aus Skandinavien: Julie ist jung, hübsch und gerade erst vom Land nach Kopenhagen gezogen, um dort Literatur zu studieren. Doch ihre Pläne kann sie niemals verwirklichen. Sie wird ermordet aufgefunden. Pikantes Detail: Der Täter hat ihr mit einem Messer ein merkwürdiges Muster ins Gesicht geritzt, teilweise als sie noch bei Bewusstsein war. Ein Zeichen? Ein irres Kunstwerk? Kommissar Jeppe Korner und seine Kollegin Anette Werner haben bald alle Hände voll zu tun. Es stellt sich heraus, dass die engelsgleiche Julie längst kein Unschuldslamm war. Vor ihrem Tod hat sie mit einem mysteriösen, älteren Fremden angebandelt. Dann präsentiert Julies Vermieterin Esther de Laurenti das Manuskript zu ihrem ersten Roman, in dem der Mord exakt so beschrieben wird. Wer hatte Zugang zu der Druckschrift? Die Liste der Verdächtigen wird immer länger, ein zweiter Mord passiert. Es stellt sich die Frage, ob die Tat nicht nur Mittel zum Zweck war, um eine ganz andere Person zu treffen. Weiterlesen

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Petra Hammesfahr: Als Luca verschwand

Ein neun Monate alter Junge verschwindet vor einer Drogerie. Wer könnte ein Motiv für diese grausame Tat haben? Zuerst geraten die Mutter sowie eine verwirrte Alte ins Visier der Ermittler. Doch gibt es Verbündete? Geht es um Lösegeld, Rache, menschliches Versagen? Weitere Personen streifen das Geschehen, mit Motiven, die im Dunkeln liegen. Durch gut gehütete Geheimnisse, mysteriöse Zufälle und Verluste, an denen sie zu zerbrechen drohen. Petra Hammersfahr ist ein exzellenter Pagetuner mit Gänsehautgarantie gelungen. Ohne blutiges Gemetzel schafft sie Horrorszenarien, die hinter Fassaden lauern. Subtil, einfühlsam und daher umso erschreckender.

Welche Mutter stellt ihr Baby mitten im Januar unbeaufsichtigt vor einer Drogerie ab, um ungestört Lippenstifte zu kaufen? Für die Ermittler ist Mel, die Mutter des verschwundenen Luca, von Anfang an verdächtig. Hat die offensichtlich überforderte Frau, deren ältester Sohn Max ebenso allein durch den Laden streift, ihr Kind getötet und will es nun als Entführung vertuschen? Zeugen haben jedoch auch die „verrückte Alte im Poncho“ am Kinderwagen beobachtet. Sie soll kleinen Kindern Süßigkeiten schenken und schon mehrmals Familien gestalkt haben. Max traf vor dem Kinderwagen zudem auf einen mysteriösen „Buhmann“, der ihn absichtlich erschreckt und somit abgelenkt hat. Weiterlesen

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Siina Tiuraniemi: Frischluftvergiftung bei minus 20 Grad

Junge finnische Literatur – wer verbindet sie nicht mit schrägen Charakteren, rabenschwarzem Humor und jeder Menge Alkohol und Drogen? „Frischluftvergiftung bei minus 20 Grad“ erfüllt diesbezüglich alle Erwartungen! Der eigenbrötlerische Student Miska wird von seiner Mutter gebeten, ihrer älteren Cousine im Pflegeheim einen Besuch abzustatten. Birgitta entpuppt sich als zynische Dame im Rollstuhl, die ihre Beine aufgrund eines Alkoholproblems verloren hat. Sie will Miska dazu bringen, ihr Schnaps und Marihuana ins Pflegeheim zu schmuggeln. Was als kleiner Gefallen beginnt, endet in einem großen Chaos…

Miska ist 24 Jahre alt, Vegetarier, studiert Geisteswissenschaften, trägt einen zotteligen Bart, ebensolche Haare, löcherige Jeans und würde eigentlich dem Ebenbild eines Hipsters entsprechen. Nur dass er absolut nicht hip ist. Wehleidig, introvertiert, chronisch pleite, mit Hang zum Autismus, ohne Entschluss- und Motivationskraft schleppt er sich durch den Tag. Bis ihn das Leben durch zwei Ereignisse aus seiner Lethargie wirft. Weiterlesen

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