Grandiose Beobachtungsgabe, geschrieben mit spitzer Feder und ebenso humoristischen Spitzen: Vicki Baum, deren wunderbare Gesellschaftsromane einst den Nazis zum Opfer fielen, ist eine lohnenswerte literarische Wiederentdeckung! In ihrem Buch lässt sie Lebensmodelle, Milieus und Menschen aufeinander krachen, dass es eine Lust zu lesen ist! Unterhaltsam, aber mit Tiefgang, dabei von verblüffender Aktualität. Kurz: Die Zutaten, aus dem Klassiker gemacht sind.
Im verschlafenen Städtchen Lohwinckel in Rheinhessen geht in den ausklingenden 20er Jahren alles seinen gewohnten Gang. Bis drei mondäne Berliner mit ihrem Auto im Straßengraben landen, ärztlich versorgt werden müssen und bei der hiesigen Bevölkerung zur Genesung einquartiert werden. Das Trio infernale bringt im Ort alles durcheinander. Da ist die attraktive Leore Lania, Filmschauspielerin und vierfach geschieden, die mit ihrem neuen Lover Peter Karbon – Industrieller, Lebemann, Freigeist – durch die Lande tingelt. Dazu der Mittelgewichtsweltmeister im Boxen, Franz Albrecht, dessen maskuliner Körper so gar nicht mit seinem zartbesaiteten Verhalten übereinstimmen will. Kaum treffen die fortschrittlich gestimmten Berliner auf die konservativen Provinzler, brechen die unter der Oberfläche brodelnden Konflikte hervor: Arbeiterstreiks, amouröse Verwicklungen, alte Fehden, jugendliche Aufstände und medizinische Streitfragen verwandeln Lohwinckel in ein Pulverfass, dass sich in einem tatsächlichen Brand entlädt. Weiterlesen