„Ich selbst jage Trost wie ein Jäger Wild. Wo immer ich ihn in den Wäldern auftauchen sehe, schieße ich.“ (E-Book S. 10).
Stig Dagerman wurde 1923 nördlich von Uppsala/Schweden geboren. Er beging 1954 im Alter von 31 Jahren Suizid. Sein kurzes Leben war von schweren Depressionen und existenziellen Krisen beeinflusst.
Exzessive Schreibphasen wechselten mit Schreibblockaden. Sein Schreiben war von privaten Erschütterungen und seinen Nachkriegseindrücken als Reporter geprägt. Während seines kometenhaften Aufstiegs wurde er als Europas literarischer Hoffnungsträger gehandelt. Stig Dagermans Literatur ist vielfältig. Außer Büchern verfasste er Reportagen, Theaterstücke und eine Vielzahl an Essays und journalistischen Texten.
Die Berliner Schriftstellerin Felicitas Hoppe (ihr Roman „Prawda“ wurde 2018 hier in unserem Leselustportal rezensiert), ergänzt mit ihren Anmerkungen Stig Dagermans Zeilen.
Autobiografisches Zeugnis und bedrückende Sinnsuche
Stig Dagermans Text ist ein autobiografisches Zeugnis seines vehementen Sehnens nach Anerkennung. Rastlos ist er auf der ständigen Suche nach der Sinnhaftigkeit des Daseins. Dagerman wünscht sich ein selbstbestimmtes Leben außerhalb verknöcherter Gesellschaftsformen. Er ist überzeugt davon, dass das Bedürfnis der Menschen nach Trost unerfüllbar ist. Zu übermächtig ist seine Hoffnungslosigkeit und sein inneres Unbehagen, das sich immer mehr verstärkt. So nimmt die Depression ihren Lauf. Sein Anspruch nach Erfüllung und Freiheit scheitert an seiner eigenen unerreichbaren Erwartung. „Ich kann die Freiheit in einem Tier verkörpert sehen, das rasch eine Lichtung passiert[…].“ (E-Book S. 12) Die Unabhängigkeit die er anstrebt, wird ihm verwehrt bleiben. Da er zudem kein gläubiger Mensch ist, geht er davon aus, dass ihm ein Glücksempfinden wie Freude versagt bleibt.
Die Sehnsucht des Schriftstellers nach Erlösung seiner destruktiven Gedanken bleibt unerfüllt. Seine nachdrücklichen Worte haben Bestand.
Stig Dagermans Lebensbetrachtung ist die bedrückende Sinnsuche eines kopflastigen, höchst deprimierten Mannes.
Dieser Text ist auf Leser zugeschnitten, die sich bewusst mit diesem in sich zerrütteten Schriftsteller und den präzisen Darlegungen seiner Gedanken auseinandersetzen wollen.
Stig Dagerman: Trost.
Übersetzung aus dem Schwedischen: Paul Berf.
S. Fischer, Januar 2025.
Taschenbuch, gebundene Ausgabe, 64 Seiten, 12,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.