Am Tag des 175-jährigen Firmenjubiläums der Tuchagentur de Broers will der Inhaber Paul de Broers seiner unehelichen Tochter Anteile an der Firma überschreiben. Doch Swantje erscheint morgens nicht zum angesetzten Notartermin und wird in der de Broerschen Villa tot, in ihrem Erbrochenen liegend, von Pauls Schwager Bertold aufgefunden.
Während Paul langsam begreift, dass Swantje ermordet worden ist, weigert seine Mutter Marie-Claire sich, die Polizei einzuschalten und lässt die Tote schleunigst vom Bestatter abtransportieren. Eine Leiche im Haus soll die Feierlichkeiten anlässlich des Jubiläums nicht stören.
Jedem der Familienmitglieder, von denen einige von weither zur Firmenfeier angereist sind, kommt der Tod Swantjes gelegen. Dass Pauls uneheliche Tochter sich im Lauf der Jahre zur Assistentin ihres Vaters hochgearbeitet und das Familienvermögen mit eiserner Hand zusammengehalten hat, ist nicht nur dem verschwenderischen Bertold seit langem ein Dorn im Auge. Die beiden Kinder Imke und Henning aus der abgekühlten Ehe Pauls mit seiner Frau Gerrit fürchten um ihren Erbanteil. Auch die Patriarchin Marie-Claire, die nach außen hin ein inniges Verhältnis zu ihrer Enkelin Swantje demonstriert, hat einiges zu verbergen.
Die Wuppertaler Autorin Sibyl Quinke legt mit „Tod in der Tuchagentur“ ihren zweiten Kriminalroman um die Kommissare Bresniak und Dick vor, der wie ihr Erstling „Tod am Elisenturm“ in der Stadt mit der weltberühmten Schwebebahn spielt.
In 54 kurzen, teils nur eine Seite umfassenden Kapiteln beleuchtet sie die Umstände, die zum Tod der unehelichen Tochter Paul de Broers geführt haben.
Der Plot um die ermordete Firmenerbin ist durchaus spannend gestrickt mit einer Vielzahl von Verdächtigen, die mit unterschiedlichsten Motiven ein Interesse am Tod Swantjes besessen haben. Leider nimmt sich die Autorin zu viel vor, indem sie die Geschichte aus der Sicht aller beteiligter Personen erzählen will. Durch die ständig wechselnden Perspektiven, bei denen sie stets nur an der Oberfläche der Figuren kratzt, hat der Leser keine Möglichkeit, sich mit einer oder mehreren der Personen zu identifizieren. Zudem stören die häufigen Perspektivwechsel innerhalb der sehr kurzen Kapitel, bei denen oft nicht klar ist, aus welcher Sicht gerade erzählt wird.
Fazit: Geschickt konstruierter Kriminalroman, der durch die vielen oberflächlich bleibenden Perspektiven allerdings wenig spannend vor sich hinmäandert.
Sibyl Quinke: Tod in der Tuchagentur.
edition oberkassel, August 2015.
200 Seiten, Taschenbuch, 10,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Martina Sprenger.