Ingleforn in der Nähe von York, 1349: Die Pest, das ist für die 14-jährige Isabel eine Krankheit, die nur ganz weit weg in Frankreich, vielleicht im fernen London wütet. Aber niemals in ihrer Nachbarschaft! Und doch macht die Pest auch vor der 500 Seelen-Gemeinde nicht Halt. Immer mehr Menschen, die Isabel wichtig sind, fallen ihr zum Opfer. Als die Mutter ihres Freundes Robin krank wird, steht für Isabel außer Frage, dass sie ihrem Freund helfen möchte. Doch mit der Nähe zu der kranken Familie bringt sie ihre eigenen Angehörigen in Gefahr. Wer wird sich vor dem Schwarzen Tod retten können?
Sally Nicholls neuster Roman lässt sich mit ihren vorherigen, allesamt sehr netten Büchern kaum vergleichen. Hier geht es auch um ernste Themen und Krankheit, aber vor einem historischen Hintergrund mit einer Protagonistin, die schon wesentlich erwachsener ist. Im elterlichen Haushalt ist Isabel zwar nicht das älteste Kind, aber als große Schwester, die letzte, die noch nicht ausgezogen ist. Sie übernimmt viele Aufgaben verantwortungsvoll und kann nur wenig Kind sein. Das wird in „Keiner kommt davon“ sehr gut deutlich und sollte Jugendlichen ab etwa zwölf Jahren die Augen für andere Lebensentwürfe und Zeiten ohne Smartphone und Internet öffnen.
„Keiner kommt davon“ hat aber auch deutliche Schwächen. Anfangs kommt der Roman beispielsweise nicht rechts ins Rollen. Gut 100 Seiten vergehen, bis eine Grundspannung und interessante Handlung vorhanden sind. Auf diesen Seiten trifft man vor allem auf platte Dialoge und zusammenhangloses Erzählen. Wann immer Raum dafür ist, erzählt Isabel schlichtweg alles zu einem bestimmten Thema, ohne etwa nach und nach Informationen einfließen zu lassen. Das mag authentisch wirken für das Wesen des Mädchens, tut dem Roman aber keinesfalls gut! Man kommt dem jungen Mädchen auch nicht so nahe, wie es im typischen Jugendroman üblich ist. Sie berichtet von einem glücklichen Familienleben, von dem man allerdings wenig zu spüren bekommt. Im Mittelpunkt stehen vielmehr die verschiedenen Streitigkeiten oder die Probleme, die die älteren Brüder mit der neuen Frau des Vaters haben.
Ganz nett zu lesen, aber nicht der große Wurf. Die Autorin hat schon weitaus überzeugendere Bücher vorgelegt!
Sally Nicholls: Keiner kommt davon.
Hanser, März 2014.
288 Seiten, Gebundene Ausgabe, 14,90 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.