„Mohawk“ ist eine fiktive Kleinstadt im Hinterland New Yorks. Und „Mohawk“ heißt auch der erste Roman des US-amerikanischen Bestsellerautors Richard Russo aus dem Jahr 1986. Nun ist er auf Deutsch erschienen.
Es ist ein tristes Kaff in den 60er- und 70er-Jahren, in dem die Krebsrate wegen der Gerbereien, von denen viele Menschen leben, deutlich höher ist als im Landesdurchschnitt. Wir lernen einige Bewohner dieses Städtchens kennen. Sie alle sind durch Hass aufeinander, geheime Liebschaften oder dunkle Geheimnisse, die in der Vergangenheit schlummern, miteinander verbunden. Wie der zurückgebliebene Bill, der vernarrt in Anne ist, die ihrerseits aber den Rollstuhlfahrer Dan liebt – oder Dallas, einen unzuverlässigen Loser, oder den gewaltbereiten Rory.
Ein rauer Roman
„Mohawk“ ist ein rauer Roman, in dem die Männer ihr Geld versaufen, prügeln und auf Pferde wetten und die Frauen von besseren Zeiten anderswo träumen. Auch der Vietnamkrieg spielt eine Rolle.
Zugleich ist es ein lehrreicher Text, weil man viel davon erfährt, wie die Menschen in der amerikanischen Provinz ticken. Man hat das Gefühl, dass Russo, geboren 1949, diesen Teil der Bevölkerung sehr genau kennt, der heute wegen seiner hartnäckigen und schwer verständlichen Treue zu jemandem wie Donald Trump so häufig Thema ist.
Richard Russo: Mohawk
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Monika Köpfer
Dumont, Mai 2023
496 Seiten, gebundene Ausgabe, 26 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.