Mit „Das große Spiel“ legt der US-amerikanische Schriftsteller Richard Powers („Der Klang der Zeit“) einen äußerst vielschichtigen Roman vor, der sich nicht auf ein Thema oder auf ein Genre festlegen lässt. Es geht um die Schönheit der Meere und um ihre Verschmutzung, um die Anfänge von Künstlicher Intelligenz, um lebenslange Freundschaften, um den Klimawandel, um das Spiel Go und einiges mehr.
Einer der Erzählstränge handelt von zwei Kindheitsfreunden, die unterschiedliche Wege einschlagen, ein anderer von einer Ozeanographin, die sich unter Wasser wohler fühlt als an Land. Dr. Sylvia Earle, eine real existierende Meeresforscherin, stand dafür Pate, wie der 1957 geborene Autor in den Danksagungen verrät.
Im Zentrum des Geschehens steht Makatea, eine tatsächlich existierende Insel in Französisch-Polynesien, deren Bewohner darüber abstimmen müssen, ob sie eine Art künstliche Stadt in Ufernähe bauen lassen möchten, wie es ein Investor wünscht, oder ob sie ihr karges, aber freies Leben weiterleben wollen. Kommerz gegen Selbstbestimmung.
Das alles kommt mit Wucht und – wie üblich bei Powers – immer sehr bedeutungsschwanger daher. Humor oder irgendeine Art von Leichtigkeit sucht man vergebens. Für diese Art von Literatur braucht es bei über 500 Seiten durchaus einen langen Atem. Zu loben ist die grandiose Recherche-Arbeit, die Powers auf sich genommen hat. Der Leser bekommt ganz nebenbei wissenschaftliche Kurse unter anderem in Ozeanographie, die Entwicklung der KI oder die Geschichte von Makatea.
Bei aller Ehrfurcht für die schriftstellerische Leistung Powers bleibt nach der Lektüre doch eine kleine und schwer zu fassende Unzufriedenheit zurück. Vielleicht ist dieses Buch am Ende doch einen kleinen Tick zu aufdringlich intellektuell, um wirklich reinen Lesegenuss zu bescheren.
Lesen Sie auch unsere Rezension zu Richard Powers: Erstaunen.
Richard Powers: Das große Spiel
übersetzt aus dem Amerikanischen von Eva Bonné
Penguin, Oktober 2024
512 Seiten, gebundene Ausgabe, 26 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.