Sven Stricker: Sörensen macht Urlaub

Sven Stricker setzt seine Erfolgsserie um KHK Sörensen fort.

Sven Stricker (Jahrgang 1970) ist ein deutscher Schriftsteller und Wortregisseur. 2015 erschien sein erster Krimi („Sörensen hat Angst“) mit KHK Sörensen als Titelfigur. Es folgten drei weitere Bände: „Sörensen fängt Feuer“ (2018), „Sörensen am Ende der Welt“ (2021) und „Sörensen sieht Land“ (2023). Die beiden ersten Romane wurden unter der Regie von Bjarne Mädel, der auch die Titelrolle spielt, verfilmt. Sven Stricker lieferte die Drehbücher dazu. Dafür erhielt er 2022 den Grimme-Preis. Der Rowohlt Taschenbuch Verlag veröffentlichte am 17. September 2024 Band Nr. 5 mit dem Titel „Sörensen macht Urlaub“.

Der ausgezeichnete, angstgestörte Sörensen in seinem 5. Fall

Ich kannte Kriminalhauptkommissar Sörensen, „den Mann ohne Vornamen“, bisher nur aus den Verfilmungen, die ich sich anzuschauen sehr empfehlen kann. Nun also der Krimi zum Lesen. Und natürlich habe ich sofort die Stimme von Bjarne Mädel im Kopf, was nicht das Schlechteste ist, zumal auch das Cover zum Buch sein Konterfei trägt. Nun aber zum Inhalt, der schnell erzählt ist:

„Sörensen macht Urlaub“, nur kommt er leider nicht dazu. Höchst widerwillig verlässt der angstgestörte Kommissar das fiktive nordfriesische Katenbüll in Richtung Österreich, wo er ein Zimmer auf einem Biobauernhof gemietet hat. Auf dem Weg macht er Halt in seiner alten Heimat Hamburg. Seine Ex-Freundin Nele bittet ihn, ihre gemeinsame Tochter Lotta zu besuchen. Also kommt Sörensen nicht weit. In Hamburg lernt er Neles neue Mitbewohnerin Aileen kennen, die sich mit einem Männervornamen anreden lässt und angeblich von einem Lehrerkollegen gestalkt wird.

In Katenbüll schlägt sich Sörensens Kollegin Jennifer Holstenbeck derweil mit Leiche von Siemen Niehus herum, die in einer Autowerkstatt am Seil von einer Hebebühne baumelt. Noch schlimmer wird es, als der Flensburger KHK Mommsen als Vertretung für Sörensen nach Katenbüll geschickt wird.

Während Sörensen in Hamburg Jenni vorgaukelt, auf dem Weg in die Berge zu sein, verschweigt Jenni ihm ihren Mordfall in Katenbüll.

„Sörensen macht Urlaub“ ist ein Krimikunststück aus Witz und Spannung

Wie nun die neurotische und mutmaßlich verfolgte Aileen in Hamburg und der Fall des toten Siemen Niehus in Katenbüll zusammenhängen und welche Rolle die Spedition Liesegang dabei spielt, erzählt Sven Stricker auf unterhaltsame und spannende Art. Allerdings hat der Krimi mit seinen beinahe 600 Seiten auch die ein oder andere Länge. So gerät die Charakterisierung des „aufstrebenden“ Hauptkommissars Mommsen durch stetige Wiederholungen seiner narzisstischen Persönlichkeitsmerkmale arg an den Rand des Slapsticks.

Dagegen sind die Nachrichten, die sich Sörensen und Holstenbeck schicken, köstlich. Und die Dialoge der Figuren ebenso, wie z.B. in dem Telefonat zwischen Jennifer und Polizeiobermeister Faltermeyer:

«Herrgott, was ist denn passiert?» …

«Na ja», sagte Faltermeyer, «ich stehe hier mit dem Kollegen Dhonau, und wir … haben Sie Ihre Uniform schon an?»

«Ich ziehe doch nicht meine Uniform an, wenn ich freihabe. Das wäre ja vollkommen bescheuert. Wer tut denn so was?»

«Na ja …»

«Ich will’s nicht wissen, Herr POM. Warum? Was ist denn los?«

«Also, es ist nur, also, ich rufe Sie an, weil der KHK ja nicht da ist …»

«Es ist Samstag. Der hätte auch frei, wenn er da wäre.»

«Nein.» Faltermeyer seufzte. «Hätte der nicht.» (S. 36/37)

Sven Stricker gelingt das Kunststück, Witz und Spannung zu einem Krimi zu formen, wie es in der deutschen Krimiszene wohl einmalig ist. Also, bitte lesen!

Sven Stricker: Sörensen macht Urlaub.
Rowohlt Taschenbuch Verlag, September 2024.
576 Seiten, Taschenbuch, 14,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Sürder.

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