Rebecca McLaughlin: Die Namenlose Königin

Im Königreich Seriden ist alles klar geregelt. Hier die Adeligen, dann die Bürger und schließlich, die rechtlosen Parias, die Namenlosen. Für diese gibt es nicht einmal Gesetze, die Soldaten können mit ihnen anstellen, was sie möchten. Münze gehört zu ebendiesen Namenlosen. Seitdem sie denken kann besteht ihr Leben aus Diebstählen, Betrügereien, Hunger und Gewalt. Früher gehörte sie zu einer Jugendbande, genoss hier zumindest ein wenig Schutz, doch seit einiger Zeit geht sie ihren eigenen, einsamen Weg. Nur ein Mensch, Hut genannt, eine jüngere Leidensgenossin, liegt ihr wirklich am Herzen.

Als der Herrscher stirbt, bestimmt er, wie dies usus ist, seinen Nachfolger, indem er dessen Namen ausspricht. Die Magie, die sich über eine in die Haut tätowierte Krone offenbart, geht aber nicht wie erwartet auf seine Tochter über. In der ganzen Stadt wird bei Adeligen wie Bürgerlichen nach dem oder der Empfängerin der tätowierten Krone geforscht. Was niemand auch nur vermutet, die Krone ist auf eine Namenlose, eben Münze übergegangen. Münze weiss, dass ihr Leben damit keinen Pfifferling mehr wert ist. Bevor sie die Stadt aber fluchtartig verlassen kann, wird Hut gefangen genommen und ins Gefängnis verfrachtet. Als Königin kann man Begnadigungen aussprechen, denkt sie zumindest und offenbart ihre Krone.

Was folgt ist ein wahrer Spießrutenlauf, denn niemand, wirklich niemand will. Eine Namenlose auf dem Thron, das kann, das will sich keiner vorstellen – am allerwenigsten Münze selbst. Und doch, um zu überleben, um Hut zu schützen und vielleicht, nicht sehr wahrscheinlich aber vielleicht doch möglich, kann sie an der Situation der Namenlosen ja doch auch etwas ändern. Dann aber kommt Münze einer Verschwörung auf die Spur …

Bastei-Lübbe hat in den letzten Jahren sein Programm massiv heruntergefahren. Hausautoren wurden aussortiert, das Programm zunächst auf deutsche Verfasser getrimmt, bevor man nun auf nurmehr zumeist nur einen phantastischen Titel im Monat reduziert hat. Dennoch erscheinen immer wieder durchaus interessante Fantasy Romane im Verlag mit den Zinnen.

Vorliegendes Werk ist die Erstveröffentlichung einer neuen Autorin, die uns durchaus munter und spannend zu unterhalten weiß. Sicherlich, die Geschichte ist von ihrer Grundanlage her nicht eben neu. Eine Rechtlose wird über Nacht zur Herrscherin, muss sich ihrer mannigfaltigen Gegner erwehren und versucht trotz oder gerade wegen des entschiedenen Widerstands der herrschenden Kasse zu überleben und letztlich den Thron zu besteigen. Aschenputtel refurbished, nur, und das ist wichtig, der Text liest sich wirklich flüssig und angenehm. Die Autorin hat sich bemüht, nicht zu sehr auf den Mitleidsbonus zu setzen. Münze selbst akzeptiert ihr Dasein, hat sich mit der Perspektivlosigkeit abgefunden und versucht das Beste aus der Situation zu machen. Das wirkt in sich überzeugend, bietet aber auch immer wieder unerwartete Wendungen so dass es nie wirklich langweilig wird.

Alles in allem ein durchaus respektabler Debutroman der Potential zeigt, der die Möglichkeit einer Fortsetzung offen lässt und kurzweilig zu unterhalten weiß.

Rebecca McLaughlin: Die Namenlose Königin.
Bastei Lübbe, März 2020.
352 Seiten, Taschenbuch, 15,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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