Rainbow Rowell: Aufstieg und Fall des außerordentlichen Simon Snow

Simon Snow ist der Auserwählte. Sehr zum Missfallen der Aristokratie der Zaubererwelt ist ausgerechnet er, ein Junge aus dubiosen Verhältnissen, der Zauberer, dessen Kräfte die aller anderen weit übersteigen. Und, es ist geweissagt, dass nur er, und er allein, eine Chance gegen den Schatten, der natürlich ausgerechnet mit Simons Gesicht herumläuft – ja es ist ein wenig verwirrend – für alle – und damit gegen den Untergang der Magierwelt, hat. Verheissener Held und so – sie kennen das ja. Man braucht ihn, aber lieben tut ihn niemand. Und ersteres auch nur, wenn man an Prophezeiungen glaubt – bekannt, Kopf in den Sand ist da gerne angesagt. Allerdings hat Simon ein Problem – er kann seine Kräfte nicht wirklich gezielt einsetzen! Ja, ja, sie haben recht, das ist eine Untertreibung, aber nur eine kleine, na gut mittlere, o.k. große – lassen wir das.

Seit einigen Jahren geht Simon auf das Zaubererinternat Watford, der einzige Ort, wo er sich wirklich zu Hause fühlt. Auch, wenn er ausgerechnet mit einem Vampir, der noch dazu bereits dreimal versucht hat Simon umzubringen, das Zimmer teilt. Dazu gesellen sich zwei Mädchen – Penelope, die die absolut Beste im Unterricht ist und Agatha, mit der Simon geht – na ja, gegangen ist, bis er sie und Baz, seinen Zimmergenossen, im Schwankenden Wald beim Knutschen  überrascht.

Dann gibt es da noch den Magier, den Leiter des Internats, der ihn zwar unter seine Fittiche genommen hat, ihn aber hartnäckig ignoriert. Als Baz´ Mutter ermordet wird, machen sich die Freunde – oder Feinde? – daran, das Verbrechen aufzuklären …

Ein Zaubererinternat, ein junger, mächtiger Zauberer mit einem mysteriösen, von Allen gefürchteten mörderischen Gegner, eine Streberin, ein Feind im Internat, ein Direktor der sein Wissen zurückhält – an was erinnert uns das nur? Ja, Richtig, 4 Punkte für Gryffindor, Hogwarts kommt uns da sogleich in den Sinn. Die Ingredienzien sind vergleichbar, aber da hört es dann auch schon schnell auf, mit den Parallelen. Um es deutlich zu sagen, anders, als bei Charlie Bone ist Simon Snow kein Potter Abklatsch, sondern bewegt sich auf eigenen Pfaden durch die magischen Welten.

Allerdings liest sich das Buch auch nicht ganz so locker, fluffig wie Rowlings Geschichte um ihren Zauberer-Eleven. Zwar versucht Rowell uns durch Perspektivwechsel immer wieder ihren Protagonisten und seine Probleme quasi von Außen vorzustellen, doch so richtig wurde ich zumindest mit Simon nicht warm. Zu Beginn des Romans wird viel angedeutet, es ist die Rede davon, dass Simon einen Drachen erschlagen hat – aus Versehen – und auch sonst bereits mächtig vom Leder gezogen hat, mehr erfahren wir zunächst nicht über und von ihm. Das macht Simon als Figur schwierig, er ist weder strahlender Held, noch armes Würstchen, mit dem wir Mitleid haben, er geht Konflikten und der Wahrheit gerne lieber aus dem Weg, als wirklich mutig anzugreifen – Charakterzüge, die zwar realistisch, nicht aber unbedingt solche sind, über die wir gerne lesen.

Der Plot selbst plätschert eher so lau vor sich hin, als dass er uns mitreisst. Die ständigen Rückblenden aus Sicht der Figuren um Simon herum stören den Lesefluss, der so gar nicht wirklich aufkommen will, zusätzlich. Auch die Love-Story wirkte für mich eher aufgesetzt. Ich konnte mich in die Figuren nicht hineinversetzen, die Gefühle blieben so eher oberflächlich und wenig überzeugend.

Ingesamt also ein leider nicht wirklich überzeugender Zauberer-Roman, der inhaltlich an Potter erinnert, nie aber die Nähe und Intensität von HP erreicht.

Rainbow Rowell: Aufstieg und Fall des außerordentlichen Simon Snow.
dtv, August 2017.
528 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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