Peter Stamms neuer Roman „Das Archiv der Gefühle“ ist eine zarte Liebesgeschichte. Sie handelt von zwei Menschen, die von ihrer Jugend an einander zugetan sind, zwischen denen sich aber nie eine Beziehung ergibt. Der Ich-Erzähler hat Franziska, so heißt die Herzensdame, vor 40 Jahren seine Liebe gestanden, die sie damals jedoch zurückgewiesen hat.
Seither denkt er jeden Tag an sie, auch wenn die beiden über viele Jahre hinweg keinen Kontakt zueinander haben. Kann es sein, dass sie später ihre Meinung geändert hat? Hinweise darauf gab es durchaus. Hätte er diese Gelegenheiten nur beim Schopf packen müssen?
Er wird zum Einsiedler mit autistischen Zügen, der ein von einer Zeitung aufgegebenes Archiv privat im Keller weiterführt und den Kontakt zu anderen Menschen meidet, sie zu einer gefeierten Chanson-Sängerin. Dann treffen sich die beiden doch noch wieder. Haben sie eine Chance auf einen Neubeginn?
Peter Stamm, 1963 geborener Erfolgsautor aus der Schweiz, spinnt seine Geschichte mit ganz feinem Garn. Oft bleibt sie auf der Grenze zwischen Träumen, Wunschvorstellungen und der Realität, und der Leser weiß nicht, in welche dieser Kategorien eine Szene gerade gehört. Dadurch ergibt sich ein ganz eigener Charme.
Peter Stamm: Das Archiv der Gefühle.
S. Fischer, August 2021.
192 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.