Von einem Freund erhält Peter Klohs den Duden Nr. 7, das Herkunftswörterbuch, geschenkt, weil diesen Freund die Lücke zwischen den Duden Nr. 6, dem Aussprachewörterbuch, und der Nr. 8, dem Synonymwörterbuch, in Klohs Bücherregal stört.
Zunächst verärgert, dass nun die von ihm kultivierte Lücke geschlossen ist, setzt das erste willkürlich aus dem Herkunftswörterbuch gepickte Wort, „Kommissar“, die Fantasie des Autors in Gang. Die erste der dreizehn in diesem Buch versammelten Geschichten nimmt ihren Lauf und entführt den Leser ins Frankreich des Jahres 1968, in eine Zeit, in der noch in der Öffentlichkeit geraucht werden durfte und Kommissar Meugreux in Trenchcoat und mit dem Zigarillo im Mundwinkel ermittelt.
Weitere herausgegriffene Begriffe wie „Jagen“, „Serum“, „Vogel“, „Zug“, „Freund“ oder „Kirmes“ stacheln die Kreativität des Autors zu ungeahnten Höhenflügen an, die in spannenden, nachdenklichen oder erotischen, aber immer höchst unterhaltsamen und originellen Geschichten resultieren. Diese sind in Nancy, in Köln oder in Velbert, in der Gegenwart, der Vergangenheit oder der Zukunft angesiedelt. Die Überleitungen, von Klohs als Intermezzo betitelt, stimmen den Leser gekonnt auf die nächste der dreizehn Geschichten ein.
Der Velberter Autor, dessen Debut „Für Elise“, ein Musikroman in fünfzehn Briefen, für den Deutschen Buchpreis 2015 vorgeschlagen worden ist, legt mit seinen „Geschichten aus dem Duden“ einen bestechenden Nachfolger vor.
Mit seiner ironischen, immer treffsicheren Sprache und einem offenen Blick für die Absurditäten des Lebens breitet Klohs ein Panorama aberwitziger menschlicher Begegnungen vor den Augen des Lesers aus. Die Geschichten bereiten durch zahlreiche witzige Anspielungen und einfallsreiche Wendungen enormen Lesespaß.
Fazit: Ein Lesegenuss. Dieser Autor sollte kein Geheimtipp bleiben.
Peter Klohs: Geschichten aus dem Duden.
Verlag 3.0 Zsolt Majsai, Oktober 2015.
200 Seiten, Taschenbuch, 15,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Martina Sprenger.