Der dunkle Lord, Gotttöter, das Kind der Prophezeiung … das Leben hat ihm viele Namen gegeben. Aber heute erzählt er uns als Caelden seine Geschichte, angekettet und bewacht von den fähigsten Arkanisten dieser Zeit. Es ist eine Geschichte voller Hoffnung, Freundschaft, Kampf und Zurückweisung. Aber vor allem ist es ein Anfang. Ein Anfang als Schüler an der Himmelsakademie. Ein Anfang im Reich der Magie. Ein Anfang im Leben eines jungen Helden – oder ist er doch der Schurke dieser Geschichte?
Schon auf den ersten Seiten erfahren wir, wie die Geschichte von Caelden ausgehen wird, da er uns als älterer Mann von seinen jungen Jahren erzählt. Deshalb finde ich es umso bemerkenswerter, dass das Buch mich trotzdem gefesselt hat … und zwar bis in die letzte Seite und zum Nachfolgeband hin.
Ich denke, die Welt hat mich einfach in seinen Bann gezogen. Arkanisten können nicht einfach zaubern, sie beherrschen die Elemente mithilfe von Sigillen. Diese sind teilweise sehr detailliert beschrieben, was zeigt, wie viele Gedanken in dieses Magiesystem gesteckt wurden. Genauso sieht es mit der Welt aus, wobei ich denke, dass wir noch viel mehr davon sehen könnten, da sich ein Großteil der Geschichte in der Akademie abspielt.
Erzählt uns der Held eine Geschichte, oder der Antagonist?
Aber natürlich trägt nicht die Welt durch die Geschichte, sondern die Charaktere. Und ich muss sagen, ich habe eine Weile gebraucht, um den Protagonisten zu verstehen. Gerade am Anfang konnte ich konkrete Handlungen den vorigen nicht richtig zuordnen, aber Caelden hat immer mehr von seinem Innersten gezeigt. Nicht nur die eine, sondern viele Seiten von sich, sodass sich ein wirklich vielschichtiger Charakter ergibt, wenn man ihm nur lang genug folgt. An dieser Stelle wird auch die Frage aufgeworfen: Wer ist Antagonist und wer Protagonist? Da wir – typischerweise – immer von Helden lesen, kam diese Frage überraschend. Da ein vor Gericht stehender Mann, der zahlreiche Leben getötet hat, seine Geschichte erzählt, sollte es sich doch um die Geschichte eines Schurken handeln. Aber das ist sie nicht – bis jetzt. Sie ist genauso vielschichtig und nicht in Schwarz und Weiß zu denken, dass ich sehr gespannt auf die Fortsetzung bin.
Ähnlich tiefgründige Gedanken und Überlegungen ziehen sich durch das gesamte Buch, was mich sehr freut, auch wenn ich keine endgültigen Antworten finde. So geht es viel um Wahrheit und Lüge, gerecht und ungerecht, Schuld und Unschuld. Es ist immer wieder spannend, wie tiefgründig eine Geschichte trotz komplexen Weltenbaus und zahlreichen Kämpfen sein kann – dafür liebe ich die Phantastik.
Tiefgründig ist aus meiner Sicht auch der Schreibstil. Zahlreiche zitatwürdige Sätze haben mich zum Nachdenken angeregt.
Und noch ein Wort zum Cover: wunderschön. Wirklich, ich finde, es spiegelt die Geschichte tatsächlich wider und die Goldveredelungen lassen das Buch glänzen.
Demnach lohnt sich das Buch nicht nur wegen seines Äußeren, sondern definitiv auch des Inneren. Zahlreiche Wörter warten darauf, von High-Fantasy-Fans gelesen zu werden.
Pascal Wokan: Der Arkanist: Die Akademie des Himmels.
Sternensand Verlag, Februar 2025.
Taschenbuch, 18,90 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Sanya Lehmann.