Owen Sheers: I Saw a Man

manOwen Sheers hat für seinen Protagonisten einen spannenden Einstieg entwickelt: Wir begegnen dem Schriftsteller Michael, als er im Nachbarhaus der befreundeten Familie Nelson nach den Bewohnern sucht. Die Nelsons haben Michaels Leben nach dem plötzlichen frühen Tod seiner Frau Caroline wieder einen Halt gegeben. Das Unglück, bei dem Caroline, die sich als Journalistin in einem Hochrisikogebiet in Pakistan aufhielt und dabei aus der Luft beschossen wurde, geht Michael nicht aus dem Kopf.

Die Gedanken an Caroline lösen einen Mechanismus in Michael aus, den er nicht mehr steuern kann. – Einer plötzlichen Intuition zufolge glaubt er, Carolines Geist sei anwesend. Dabei sucht er in den Räumen der Nelsons nach den imaginären Spuren seiner Frau und löst dabei ein weiteres schreckliches Unglück aus. Dieser Vorfall verändert nicht nur Michaels Leben abermals, sondern auch das Leben der Familie Nelson.
Michael schafft es nicht ehrlich zu sein und die Wahrheit zu sagen.

Auch als Michael die Stadt verlässt, findet er keine Ruhe. Die Gedanken, der Auslöser des Unglücks im Haus der Freunde gewesen zu sein, lassen ihn nicht los. Er weiß, dass er die Wahrheit sagen muss, um seinen eigenen Frieden zu finden und um den Nelsons ihren Frieden zu geben.
Hierfür bedient er sich letztlich seiner schriftstellerischen Technik, denn wer könnte das Erlebte nicht besser in einer Geschichte formulieren, als er selbst. So kann er, um die Sache für alle zum Abschluss zu bringen, zumindest den Versuch eines Geständnisses ablegen.

Eine gut recherchierte, spannende Geschichte, deren Handlung lediglich zeitweise in den Rückblicken etwas abflacht.

Trauerbewältigung, Schuld, Sühne, Wahrheitsfindung und der schwierige Versuch sich der Wahrheit zu stellen, treffen aufeinander.

Owen Sheers: I Saw a Man.
DVA, Februar 2016.
304 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.

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