Nicola Förg: Verdammte Weiber

Im 16. Teil der Alpenkrimis ist Hauptkommissarin Irmi Mangold seit Kurzem in Pension. Ein Zustand, an den sie sich erst noch gewöhnen muss, so ganz angefreundet hat sie sich damit noch nicht. Es bleibt ihr allerdings auch nicht viel Zeit dazu, denn sie wird recht bald schon wieder in einen Fall verwickelt, der ihre kriminalistischen Fähigkeiten fordert.

Mehr von ihren Freunden dazu gedrängt als aus eigenem Antrieb hat Irmi sich überreden lassen, einen Skikurs für Wiedereinsteiger oder solche, die in fortgeschrittenem Alter mit dem Skilaufen anfangen wollen, zu buchen. Eine Woche – das sollte ihr ganz gut tun, auch wenn sie einigermaßen skeptisch an die Sache rangeht. Sie tut sich ein bisschen schwer mit der Koordination, die Ski wollen nicht immer so wie sie, und dass ein bisschen mehr Geschwindigkeit ganz hilfreich sein könnte, wenn man einen Stemmbogen fahren möchte, das gefällt Irmi auch nicht unbedingt. Viel schöner findet sie die Gespräche mit Cordula, ihrer Skilehrerin, in den Pausen oder am Abend in ihrer Ferienwohnung. Coci, wie sie genannt wird, ist eine Frau, die viel Interessantes erzählen kann. Coci ist sehr engagiert in allem, was sie tut, kompromisslos fast, manchmal aufbrausend, aber immer nur, wenn es um Menschen geht, nie, wenn es um Tiere geht.

Sie erzählt von ihrem Berufsleben als Journalistin, das leider nicht immer so verlaufen ist, wie Coci sich das vorgestellt hat, weshalb sie dann auch ihren Job verloren hat, sie erzählt von Erbstreitigkeiten mit ihrer Halbschwester, zu der sie kein gutes Verhältnis hat, aber auch von ihren Recherchen zu einem Buch, das sie schreiben will. Thema: Frauenbiografien in der Kunst- und Literaturwelt aus weiblicher Sicht. Es geht um die Diskriminierung von Frauen in einer von Männern dominierten Welt. Besonders interessiert hat sie die Künstlerin Ilse Schneider-Lengyel, die auch im Allgäu gelebt hat und über deren Biografie man nicht allzu viel weiß. Sie hat die „Gruppe 47“ gegründet, ist später verarmt und wohl auch vereinsamt, hatte einen längeren Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik hinter sich und ist 1972 gestorben. Ihr galt Cocis besonderes Interesse.  Und bald auch das von Irmi. Als Coci eines Morgens tot aus einem zugefrorenen See geborgen wird, eingebrochen in der zu dünnen Eisdecke, kann Irmi nicht so recht an einen Unfall glauben. Coci kannte die Gegend wie ihre Westentasche, liebte es, am frühen Morgen schon eine Runde auf ihren Langlaufskiern unterwegs zu sein und hätte sicher nie die Gefahren einer Eisdecke auf einem See unterschätzt. Wie also ist es dazu gekommen, dass sie hier ertrunken ist?

Irmi ist nun mal vor Ort, immerhin sollte sie bei Coci skifahren lernen, und der Kurs ist noch nicht zu Ende, ihre Ferienwohnung noch gebucht. Dass sie sich mit ihren Nachforschungen und Gesprächen in die Belange ihrer ehemaligen Kollegen einmischt und die auch in die Bredouille bringt, weil sie eben keine Legitimation mehr hat, ist Irmi ziemlich egal, auch wenn sie sich reuig gibt.

Für Irmi hängt alles mit Cocis Recherchen zusammen und dem geht sie nach.

Ich hatte schon länger nichts mehr von Nicola Förg gelesen und war gespannt auf den neuen Alpenkrimi. Allerdings fehlte mir auch der Vorlauf der anderen Bände, nach und nach ergeben sich aber die Zusammenhänge und Beziehungen. Als Krimi hat mir die richtige Spannung gefehlt, ein bisschen blass. Dennoch hat sich „Verdammte Weiber“ gut gelesen. Das Thema „Diskriminierung von Frauen in der Welt der Kunst und Kultur“ ist gut verwoben und interessant, hat mich zum Nachschlagen animiert. Ansonsten viel Liebe zum Allgäu und Lokalkolorit.

Nicola Förg: Verdammte Weiber
Piper, Februar 2025
336 Seiten, Paperback, 17,00 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Ertz.

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