Monika Maron: Bonnie Propeller: Erzählung

„Momo starb ein paar Tage vor Weihnachten.“ So beginnt Monika Marons Erzählung „Bonnie Propeller“. Momo, das war Marons Hund, um den die Schriftstellerin trauert und gleichzeitig einen neuen Hund sucht. Keinesfalls aus Herzlosigkeit, sondern weil Momo wie alle Haustiere eine Art Institution ist bzw. war. Wie der Papst oder ein Staatspräsident. Und wenn diese nicht ersetzt werden, dann droht ein ganzes Gefüge in Unordnung zu geraten. In diesem Fall war das Gefüge Marons Leben.

Mehr oder weniger schicksalhaft zufällig fällt die Wahl auf die Hündin Propeller. Zweifel ob des seltsamen Namens werden nicht zugelassen. Propeller stammt aus einem ungarischen Tierheim und sie soll die erste Hündin in Marons Leben werden.

Nach einer Odyssee und im zweiten Anlauf wird die Hündin im aufkommenden Dämmerlicht eines frühen Morgens auf dem Parkplatz von Michendorff übergeben. Während Gesicht und Fellfarbe dem Foto des Hundes im Internet gleichen, fehlt es an der Höhe. Exakt zehn Zentimeter sind es weniger als angegeben. Die Enttäuschung ist groß.

Propeller hat keinen Hals, ist fast 2 Kilogramm übergewichtig, hat krumme Hinterbeine und Höcker auf den Hüften: Soll das der Hund sein, mit dem die Schriftstellerin schicksalhaft bis zum Tode verbunden ist?

Aus der Verballhornung von Bonbon, wenigstens süß sieht sie aus, entsteht Bonnie, der zweite Name der Hündin. Trotz der Anfangsschwierigkeiten, der Eigenheiten der Hündin und wohl auch der Autorin, versteht man sich immer besser. Selbst Corona kann die aufkeimende Liebe zwischen beiden nicht beeinträchtigen. Aus Bonnie Propeller wird eine „Rüdin“ und zum Ende des Buches sind es gar nur noch sieben Zentimeter, die am Gardemaß fehlen.

Monika Maron erzählt uns diese Episode aus ihrem Leben in einem unterhaltsamen, leichten Ton mit dezentem Humor, viel Klugheit und Lust am Fabulieren. Der Leser erfährt in jedem Satz von der großen Kunstfertigkeit Marons, die nicht zu Unrecht als eine der wichtigsten deutschsprachigen Schriftstellerinnen gilt. „Bonnie Propeller“ sagt genauso viel über Hunde wie Menschen aus.

Die Frage darf gestellt werden: Braucht die Welt ein solches Buch? Die Antwort lautet schlicht: Ja! Denn Bücher haben unter anderem die Aufgabe, zu unterhalten. Und diese Anforderung meistert „Bonnie Propeller“ auf eigene Art mit großer Kunstfertigkeit.

Monika Maron: Bonnie Propeller: Erzählung.
Hoffmann und Campe, Dezember 2020.
64 Seiten, Gebundene Ausgabe, 15,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Michael Pick.

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