Meike Stoverock: Tod im Museum: Ein Fall für Skarabäus Lampe 02

Willkommen zurück in meiner Welt. Einer Welt, in der wir Tiere die Zivilisation beherrschen, in der es Freude, Vergnügen und Leid gibt. Und ja, es passieren auch hier Diebstähle, Erpressungen, ja Morde. Gefragt ist dann die Polizei, die ihre Ermittler hauptsächlich bei den Hunden rekrutiert. Deren Geruchssinn hat schon so manchen Täter überführt.

Dieses Mal aber geht es um kein Verbrechen. Mein Vater, der gefeierte Archäologe und Ehrenbürger der Stadt, erlag an seinem Schreibtisch im Museum einem Herzinfarkt. Anlässlich seiner Ablebens richtet die Stadt, die eigentlich dringend die Elendsviertel sanieren und wenigstens die dortige Kanalisation in Ordnung bringen sollte, im Museum eine aufwendige Totenfeier aus. Als einer der Ehrengäste bei seiner Rede auf dem Pult zusammenbricht, wird deutlich, dass beide Tode nicht natürliche Ursachen hatten.

Während draußen der hungrige, verzweifelte Mob nach ein klein wenig Gerechtigkeit ruft, mache ich, Skarabäus Lampe, meines Zeichens Hase und Hobby-Entomologe, mich an die Aufklärung der Verbrechen und Suche nach dem Mörder – und stoße auf weit mehr Geheimnisse, als je gedacht …

Tierfantasy ist nicht so meines. Nach einem halben Roman legte ich vor Jahrzehnten „Watership Down“ aus der Hand, auch andere Beispiele entsprechend angelegter Werke fanden, wie bereits in meiner Besprechung des ersten Bandes mit den Ermittlungen Skarabäus Lampes erwähnt, nicht so meine Zustimmung.

Stoverock aber gelang und gelingt es mich einzufangen. Sie legt nach ihrem munteren, durchaus interessant aufgezogenen Auftakt nach – und der zweite Fall wirkte auf mich, um dies vorwegzunehmen, in sich runder, interessanter und spannender noch als er Auftakt. Dabei sind die gewohnten – erwähnte ich, dass sich das Figurenkarussell an Doyles Holmes anlehnt? – Figuren wieder präsent, offenbart der Plot aber weitere, unerwartete Nuancen. Da geht es plötzlich um soziale Gerechtigkeit, um Beutekunst, um Rassismus, Gleichberechtigung und Korruption – die Liste der Verbrechen, auf die unser neugieriger Hase stößt, wird immer länger. Man merkt dem Text an, dass die Autorin vorliegend viele wichtige Themen, durchaus unterhaltsam, inkludierten wollte. In der Abwandlung auf die tierischen Figuren erhalten wir einen Blick in den Spiegel, wird uns einmal mehr deutlich gemacht, zu was soziale Ungerechtigkeit führen kann, führen muss, wie wenig die Begüterten sich über die dienstbaren Geister Gedanken machen, ja um diese gar nicht scheren. Diese zweite, erste Ebene fügt der spannenden Suche nach Motiv und Täter Tiefe hinzu, die dem Roman guttut.

Das Ganze liest sich angenehm flüssig, kombiniert Kriminalelemente mit der phantastischen Welt und den intelligenten Tieren darin und unterhält ebenso kurzweilig wie spannend und ein wenig tiefschürfend – weiter so!

Meike Stoverock: Tod im Museum – Ein Fall für Skarabäus Lampe 02
Klett-Cotta, August 2023
271 Seiten, gebundene Ausgabe, 22,00 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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