Ein wirklich schönes Buch. Beschwingt, lehrreich, skurril, historisch, aktuell. So könnte ich frohlockend weiter machen. Irgendwie bin ich ja auch mit Bob Dylan aufgewachsen, ach komm, ich gebe zu, mein Leben lang Songs von ihm zu spielen, einige seiner Kompositionen sogar mit meinen eigenen deutschen Texten versehen – und diese sogar aufgeführt zu haben – und ich habe ihn sogar zwei Mal live gesehen. Gewohnt wortkarg, in sich gekehrt, ob beim rock n‘ roll oder bei einer seinen Balladen. Wenn überhaupt mal der Titel und ein genuscheltes thank ya. Kurz: er ist ein Genie. Und er hat sich einige Geheimnisse bewahrt, die jetzt endlich durch diesen verrückten Roman offen gelegt werden. Egal ob das nun stimmt oder nicht: die Romanidee ist einfach spitze.
Über die ihm zugeteilte Tourköchin Jasmin erfahren wir, wo die Vorfahren von Bobby herkommen. Und das erfährt Jasmin plötzlich auch. Sie sind auf Tour auf der Krim und dort bekommt Jasmin verstörende Anrufe. Ihr verschollen geglaubter Großvater Florentinius Malsam scheint noch zu leben. In intensiven Rückblenden gelangen wir unterhaltsam bis zum Ende des Romans wo alles zusammenläuft. Zwischendurch besuchen Bobby und Jasmin in Jalta die Villa Anton Tschechows. Eine unglaubliche Geschichte nahezu glaubhaft vermittelt. Eine entspannende Urlaubslektüre mit einigen Seiten intensivster Beklemmung, was Stalin, den zweiten Weltkrieg mit all den Wirren und Hungersnöten, und den Sowjetkommunismus angehen. Gut!
Markus Berges: Die Köchin von Bob Dylan.
Rwohlt, März 2016.
288 Seiten, gebundene Ausgabe, 19,95 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Fred Ape.