Der dreizehnjährige Martin unternimmt mit seinem kleinen Bruder Charlie eine Zugreise an die Küste, wo die beiden zusammen mit den Eltern den letzten Urlaub verbracht haben. Geschickt und kindgerecht aufbereitet baut der Autor in die abenteuerlich und witzig geschilderte Handlung die Verarbeitung von Trauer um einen geliebten Menschen ein, was aber erst am Ende klar wird. Nur einen Tag will Martin mit Charlie verreisen, und weil die Eltern das niemals erlauben würden, muss alles heimlich geschehen. Er möchte dem kleinen Bruder nochmals den Delfin zeigen, der in den Sommerferien in St. Bernards immer im Hafenbecken aufgetaucht ist und von dem Charlie so fasziniert war.
Charlie ist kein Kind wie die anderen. Seit seiner Geburt leidet er an einer Herzschwäche und Asthma, doch er ist ein fröhlicher Junge. Martin hat früh gelernt, sich um ihn zu kümmern. Die Zugreise nach St. Bernards wird ein großes Abenteuer. Schon der Fahrkartenkauf ist gar nicht so einfach und dann hat Martin auch noch den Zettel vergessen, auf dem er sich die Umsteigebahnhöfe notiert hat. Als sich die beiden Brüder unterwegs verlieren, scheint die Katastrophe perfekt. Zum Glück erweist sich das Mädchen Hen, die auch im Zug sitzt, als Retterin in der Not.
Lowery arbeitet mit zwei Erzählebenen, wobei die aktuell geschilderte Zugreise mit Einschüben aus Erinnerungen an den vorangegangenen Urlaubssommer abwechseln. Martins Stimmungen spiegeln sich in seinen Gedichten, die er schreibt.
Am Ende des Buches für Kinder ab 12 Jahren wird verdeutlicht, wie wichtig es ist, mit ihnen über den Tod zu sprechen, damit sie mit ihrer Trauer umgehen und sie verarbeiten können. Dabei liest sich dieses Buch keineswegs bedrückend, sondern spannend, witzig, mit Tiefgang und am Ende für Protagonisten und Leser befreiend.
Mark Lowery: Wie ein springender Delfin.
Rowohlt, September 2017.
224 Seiten, Gebundene Ausgabe, 14,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.