In dieser Anthologie geht es um drastische Veränderungen im Leben von Frauen und wie die verschiedenen Protagonistinnen damit umgehen.
Zwanzig Geschichten sind in diesem Erzählband versammelt. Zu den Autorinnen gehören außer der Herausgeberin selbst unter anderem:
Gabriele von Arnim, Zsuzsa Bánk, Judith Poznan oder Mareike Fallwickl.
Manche der Geschichten zeigen vielleicht Parallelen zum eigenen Leben auf. Auch Texte die schwer wiegen, die man geradezu aushalten muss, sind zu lesen. Andere wiederum kommen federleicht daher; sie können motivieren, beflügeln, ermutigen.
Lesen ist für sie ein Grundbedürfnis, schreibt die Herausgeberin Maria-Christina Piwowarski in einem Vorwort.
Als sie selbst an einem biografischen Wendepunkt angelangt war, suchte sie nach Geschichten, die sich mit Umbrüchen beschäftigten.
Nach guter Literatur, die neue Wege aufweist, Ängste überwindet oder Bestätigung spendet. Nach einer inspirierenden Literatur die aufzeigt, wie man sich aus alten Konventionen befreit. Nach einer Literatur, die dazu anspornt, lebensverändernde Entscheidungen zu treffen und Neues zu wagen.
Der Verlag park x ullstein gab Piwowarski die Möglichkeit, genau solch ein Buch mit diesen Geschichten, nach denen sie sich sehnte, herauszugeben. Es sollten Texte sein, die sich mit Brüchen, mit Verzweiflung, Abschieden, Lebensrissen oder Grenzerfahrungen auseinandersetzen.
Die von Piwowarski angeschriebenen Autorinnen lieferten ihr diese Geschichten, die den von ihr erhofften Inhalt sogar noch übertrafen.
Jeder Text handelt also von einem einschneidenden Ereignis, von einer Zäsur, von Auslösern auf neue Sichtweisen.
Abläufe, die vielleicht zuvor lange Zeit keine Bedeutung im Leben der jeweiligen Protagonistinnen hatten, erscheinen plötzlich in einem anderen Licht, bekommen eine andere Bedeutung.
So lesen wir beispielsweise von einer Frau, die nach vielen Operationen im Schmerz gefangen ist und dennoch ein neues Körperbewusstsein und eine neue Sichtweise auf sich selbst und das Leben erlangt.
Eine andere Geschichte behandelt Probleme des Autorinnendaseins.
Weiter geht es um das Verlassen des beruflichen Pfads, vom Überwinden der Angst, andere zu enttäuschen. Von Gewalt in der Partnerschaft und der Befreiung daraus oder von der schweren Entscheidung, Mann und Kinder zu verlassen …
Früher oder später erfahren all die unterschiedlichen Biografien einen Umbruch, dem ein neuer Anfang folgt. Dass es für Veränderungen nie zu spät ist, davon handeln diese Geschichten. Sie zeigen in vielfältiger Weise auf, dass es auch für scheinbar ausweglose Situationen Lösungswege gibt.
Ein kluges Buch von Frauen über Frauen, mit Texten, die anregen, sich mit dem eigenen Ich zu beschäftigen.
Maria-Christina Piwowarski (Hg.): Und Ich: 20 Geschichten über Wendepunkte des Lebens.
park x ullstein, September 2024.
272 Seiten, gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.