Mai Corland: Five Broken Blades

Ein archaisches Reich, das von einem unsterblichen Kaiser regiert wird, ein Plan, der das Leben eben jenes Herrschers kosten soll und sechs Menschen, die diesen Plan in die Tat umsetzen sollen. Aus diese Ingredienzien hat Mai Corland den Auftakt ihrer High-Fantasy-Trilogie gestrickt.

Willkommen in Yusan. Der Gottkönig ist, dank eines Relikts des Drachenherrschers einer lang untergegangenen Hochkultur, unsterblich. Zwar altert er langsam, getötet werden aber kann er, zumindest so lange er die antike Krone trägt, nicht.

Die vier unter ihm die Provinzen des Reiches beherrschenden Könige haben einen Plan. Man nehme die versiertesten Attentäter der Länder und biete ihnen die Erfüllung ihrer geheimsten Wünsche, wenn sie denn den Gottkönig erfolgreich meucheln.

So treffen sie sich – ein verstoßener Prinz und sein verflossener Liebhaber – beide gehören zu den besten Kämpen, die das Reich je gesehen hat, eine Diebin, die einem, unbemerkt versteht sich, die Butter vom Brot klauen kann, nebst nur auf den ersten Blick tollpatschig wirkenden Leibwächter, eine junge, betörend schön aussehende Frau, die seit ihrer Kindheit zur Giftmörderin ausgebildet wurde und ihr de facto Sklavenhalter, der so arrogant und mitleidlos gar nicht ist, wie er erscheint.

Der Plan ist einfach – nur einmal zur Feier der tausendjährigen Herrschaft der Baejkins verlässt der Monarch seinen Palast – dann müssen sie zuschlagen. Mitten in der Arena soll es vor den Augen Tausender Untertanen passieren. Die Krone entwenden, das Gift übertragen, den Tot des Opfers nicht unbedingt am Tatort abwarten – fertig.

Ja, wenn es denn so einfach wäre …

Die in Korea geborene und im Big Apple aufgewachsene Verfasserin hat sich, bei dem Entwurf ihres Handlungsortes, ein klein wenig an das antike Koreanische Reich angelehnt.

Dies vorhergeschickt erwartet ein Roman die Leserin respektive den Leser, der zurecht gepriesen wird. Nicht umsonst hat Fischer TOR das Werk durch eine hochwertige, reich geprägte und mit Rundum-Farbschnitt versehene Hardcover-Ausgabe geadelt. Man verspricht sich offensichtlich viel von dem Auftakt der Trilogie und ich kann vorab schon attestieren, dass mich zumindest, das Werk in seinen Bann ziehen konnte.

Die Figuren sind ganz unterschiedlich, allesamt ambivalent angelegt, wobei die Verfasserin sich die Zeit nimmt, uns diese in alternierenden Kapiteln auf ihrem jeweiligen Weg zum Treffpunkt der Verschwörer näher vorzustellen.

Das hat unbestritten Leigh Bardugo oder Scott Lynch Vibes, geht aber inhaltlich wie vom Setting her, ganz eigene, andere und ungewöhnliche Wege.

Nach dem Aufeinandertreffen geht es zunächst gemeinsam auf, in Richtung des ausgespähten Tatorts. Dass hier so einige Fährnisse und Geheimnisse auf unseres halbes Dutzend wartet, sorgt für Tempo, Action und packende Spannungsmomente. Natürlich gibt es unvorhersehbare Wendungen, bei den vielen Geheimnissen und persönlichen Plänen, die ein jeder der Sechs mit sich herumträgt, sind Verwicklungen und Verrat schon fast zu erwarten – die Feinheiten sind es, die uns an die Seiten bannen. Der Auftakt ist gemacht, die Verschwörer haben sich gefunden, erste Abenteuer und Auseinandersetzungen überstanden, überraschende Offenbarungen gibt es auch zuhauf, jetzt gilt es zu warten, bis der auch im Original noch nicht publizierte zweite Band, hoffentlich bald, erscheint.

Mai Corland: Five Broken Blades – Verrat ist Pflicht
aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Nadine Mutz, Nadine Püschel und Gesine Schröder
Fischer TOR Verlag, August 2024
492 Seiten, gebundene Ausgabe, Euro 25,00

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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