Seit dem Tod ihres Vaters sind die Schwestern Erin und Lori unzertrennlich. Warum sie sich dann ausgerechnet bei einem Zwischenstopp mit dem Flieger auf dem Weg in ein Wellnessresort gestritten haben, leuchtet Erin noch immer nicht ein. Zwei Jahre ist dies nun her. Zwei Jahre, die sich Erin nicht verzeihen kann. Aufgrund des Streits ließ sie ihre Schwester mitsamt deren Flugangst damals allein in den Flieger steigen und blieb zurück. Das kleine Flugzeug stürzte irgendwo über dem Südwestpazifik ab, von den acht Insassen und dem Piloten keine Spur mehr. Doch Erin hat nicht aufgegeben und in den letzten zwei Jahren jeden Zeitungsartikel zu dem Absturz gesammelt und analysiert. Sie will endlich wissen, was damals passiert ist. Und plötzlich taucht der Pilot wieder auf. Unversehrt, er war zwei Jahre lang untergetaucht. Endlich jemand, der Erin Fragen beantworten kann, nein, muss!
Vom ersten Moment an war „Der Ozean unserer Erinnerungen“ mein Buch. Man lernt zuerst Erin in der Gegenwart kennen. Traurig und verlassen ohne ihre Schwester, glaubt sie nicht an deren Tod. Sie analysiert seit zwei Jahren alles zu dem Absturz und kontaktierte einst die Angehörigen der anderen Mitfliegenden. Dann Schnitt, Sprung in die Vergangenheit. Lori vor zwei Jahren, wie sie in den Flieger steigt, der niemals sein Ziel erreichen soll. Geschickt springt die Autorin zwischen den beiden Zeitebenen hin und her. An einem der beiden Schauplätze ist immer etwas los, so dass keine Langeweile aufkommt.
Man lernt die beiden Schwestern sehr gut kennen und bekommt ein Gefühl für die Beziehung der beiden. Auch wird allmählich aufgeklärt, was an dem Abend vor zwei Jahren genau passiert ist und dazu führte, dass nur eine der Schwestern in den Flieger stieg. „Der Ozean unserer Erinnerungen“ ist absolut unterhaltsame Lektüre für Leserinnen von guten Romanen über Beziehungen und Gefühle, ohne dass es in Klischees oder Gefühlsduselei abdriftet. Ein ganz tolles Buch über zwei besondere Schwestern, welches ich sehr gerne gelesen habe!
Lucy Clarke: Der Ozean unserer Erinnerung.
Aus dem Englischen übersetzt von Karin Dufner.
Piper, Juli 2022.
464 Seiten, Taschenbuch, 14,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.