Faris Iskander, Berliner Polizist mit muslimischem Hintergrund wird persönlich zu einem drohenden Selbstmordattentat gerufen. Er kennt den Attentäter (flüchtig) und dieser gibt ihm noch eine Botschaft mit auf den Weg, ehe er sich in die Luft sprengt: „Er zwingt mich das zu tun. Nächstes Mal wirst du auf den Auslöser drücken.“ Schuld zu sein am Tod anderer ist Farins größte Angst. Aber was könnte ihn dazu bringen, selbst zu Mörder zu werden? Womit könnte man ihn erpressen, dass er bereit ist, alles zu verraten, an das er glaubt?
Kathrin Lange jagt Faris auf den folgenden Seiten nicht nur quer durch Berlin, sondern auch in die Abgründe seiner eigenen Seele. Zunächst wird seine Ex-Freundin ermordet, die er immer noch liebt. Schlimmer noch, er selbst gerät unter Mordverdacht und seine eigenen Kollegen trauen ihm nur noch begrenzt. Seine Eltern kann er noch in Sicherheit bringen, aber seine Schwester ist verschwunden. Nicht lange danach ist klar, womit der verrückte Mörder ihn erpressen will – und dass er damit Recht behalten könnte.
Die Stärke des Thrillers liegt in seinem Aufbau. Es ist zwar nicht neu, dass Kommissare eine (Familien)Geschichte haben, aber hier ist das nicht nur Beiwerk, sondern essenzieller Teil des Plots. Die Geschichte funktioniert nur genau so, weil Faris diesen Hintergrund hat. Das macht den Roman ziemlich einzigartig.
Zu lesen ist er flüssig, der Plot in sich logisch. Ein bisschen grinsen musste ich, nachdem alle Telefonstandorte problemlos ermittelt werden konnten, bloß am Ende nicht der, den man jetzt aber ganz dringend gebraucht hätte. Das tat der Spannung und dem Lesegenuss aber keinen Abbruch. Im Gegenteil, gerade da hatte man noch einmal dieses herrliche Klugscheißer-Thriller-Leser-Gefühl von Ich-weiss-es-aber-besser (was vermutlich nicht stimmt, die Wahrscheinlichtkeit, dass ich den Grund schlicht überlesen habe, ist viel größer).
Gefallen hat mir, dass es eine große Geschichte zu geben scheint, die sich über mehrere Bände zieht. Zwar ist der Täter am Ende (natürlich) scheinbar unschädlich gemacht, es bleibt aber sehr offen, ob es nicht doch noch einen hintergründigeren Hintergrund gibt. Das macht schon mal Lust auf den dritten Band.
Kathrin Lange: Gotteslüge.
Blanvalet, März 2015.
416 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.