Kaska Bryla: Roter Affe

Kaska Bryla legt mit „Roter Affe“ ihren Debütroman vor. Um es vorweg zu nehmen: Es ist ein starkes Erstlingswerk.

Wir lernen Mania kennen: Eine Protagonistin, die keinesfalls in den Mainstream passt und dennoch authentisch dargestellt wird und handelt. Mania ist auf der Suche nach Tomek. Nach Tomek, dem Jungen, den sie seit ihrer Kindheit kennt, ihrem besten Freund. Mit ihm verlor sie Kaja, Tomeks Mutter und auf eine Art auch ihre, durch Freitod. Mania war die erste, die Tomek in den Arm nahm, nachdem sich ein älterer Junge an ihm vergangen hatte. Und dennoch sind Mania und Tomek nie ein Liebespaar geworden oder doch?

Mania sucht Tomek. Es ist das Grundthema dieses Romans, der durchzogen wird von Erinnerungen, Tomeks Notizen und gegenwärtigen Handlungen. Mania sucht Tomek zusammen mit Ruth, ihrer besten Freundin, Zahit, einem syrischen Flüchtling, den Mania einst illegal über Ungarn nach Österreich schleuste und von Sue, Tomeks Hündin. Die Handlung wird aus diesen verschiedenen Perspektiven erzählt (ja, auch aus der Sicht von Sue). Zu viert sitzen sie im Mietwagen und fahren von Wien nach Warschau auf den Spuren des verschwundenen Tomek.

Welche Rolle spielt Roland K., den Mania als Gefängnispsychologin therapiert, in der Geschichte? Welchen Charakter hat Manias Beziehung zu Tomek wirklich? Mania ist die zentrale Figur in Brylas Roman; glaubhaft ambivalent, eine katholisch erzogene Lesbe, voller Überraschungen und mit unwiderstehlicher Entschlossenheit ausgestattet.

Brylas Erzählstil ist knapp, fast lakonisch, schlicht ausdrucksstark. Man fühlt den Tiefgang, der in diesem Roman steckt, beim Lesen, ohne das es stört. Man liest die Leichtigkeit, mit der Bryla diese Geschichte erzählt und erlebt zugleich hautnah das Streben nach dem einzig passenden Wort, dem Satz, der das ausdrückt, was gemeint ist.

Kaska Brylas „Roter Affe“ ist ein gelungenes Beispiel moderner Literatur und verdient Beachtung und Aufmerksamkeit sowie eine große Leserschaft.

Kaska Bryla: Roter Affe.
Residenz Verlag, August 2020.
240 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Michael Pick.

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